Dunkle Ewigkeit / Tagebuch eines Vampirs Bd.11
Die Romanvorlage zur Serie
"Dunkle Ewigkeit" von Lisa J. Smith ist das lang ersehnte 11. Kapitel der Erfolgsreihe "Tagebuch eines Vampirs" – die Buchreihe zur ...
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Produktinformationen zu „Dunkle Ewigkeit / Tagebuch eines Vampirs Bd.11 “
"Dunkle Ewigkeit" von Lisa J. Smith ist das lang ersehnte 11. Kapitel der Erfolgsreihe "Tagebuch eines Vampirs" – die Buchreihe zur TV-Serie "Vampires Diaries".
Wieder schlägt das Böse zu, heftiger denn je. Elena, Stefano, Damon und Caterina müssen sich dem Grauen stellen … "Dunkle Ewigkeit" von Lisa J. Smith zieht die Fans von"Tagebuch eines Vampirs" wieder von Anfang an in seinem Bann. Vampir-Spannung und Romantik vom Feinsten!
Tagebuch eines Vampirs, Band 11: Dunkel Ewigkeit – düster, spannend, sinnlich!
Endlich ist in das Leben von Elena und Stefano Ruhe eingekehrt. Und auch Damon und Caterina genießen la dolce Vita in Italien. Doch zwei schreckliche Anschläge auf Elena und Damon, denen beide nur knapp entkommen, machen dem Frieden jäh ein Ende. Bald ist klar, wer dahinter steckt: Solomon, der gefährlichste aller Uralten. Die vier Freunde stellen sich der Gefahr und nehmen den Kampf auf gegen Solomon – zusammen mit Vampirjäger Jack …
Ein weiteres mitreißendes Kapitel der Vampir-Tagebücher wird aufgeschlagen. "Dunkle Ewigkeit" ist ein absolutes Muss für Fans der Erfolgsserie von Lisa J. Smith. Am besten gleich bestellen!
Klappentext zu „Dunkle Ewigkeit / Tagebuch eines Vampirs Bd.11 “
Die Spiegel Besteller-Romanvorlage zur beliebten TV-Serie "The Vampire Diaries".Der Kampf gegen das Böse ist noch lange nicht zu Ende. Denn das Grauen hat viele Gesichter - und zeigt Elena, Stefano und Damon seine tödlichste Seite ... Fünf Jahre nach dem Showdown gegen Nicolaus scheint die Gefahr gebannt: Elena und Stefano genießen ihr Glück in Dalcrest, Damon und Caterina kosten das süße Leben in Italien aus ... bis das Böse erneut zuschlägt: Bei einem Autounfall entrinnt Elena nur knapp dem Tod, und Damon wird von einer Gruppe schier übermächtiger Vampire attackiert. Dahinter kann nur einer stecken: Solomon, der teuflischste aller Uralten! Zusammen mit Vampirjäger Jack nehmen die Freunde den Kampf auf - ohne zu ahnen, dass er ihr Leben auf grauenvolle Weise verändern wird.
Leidenschaftlich und blutdürstig, die Tagebücher eines Vampirs sind ein fesselnder Pageturner mit Suchtgefahr!
Lese-Probe zu „Dunkle Ewigkeit / Tagebuch eines Vampirs Bd.11 “
Dunkle Ewigkeit - Tagebuch eines Vampirs von Lisa J. SmithAus dem Amerikanischen von Michaela Link
Kapitel Eins
Lieber Damon,
gestern war ich glücklich. Nicht im alltäglichen Sinne. Es war ein wildes, grimmiges Glück, das wie Feuer in meinen Adern brannte.
Ich hätte selbst ohne das leise Ziehen des Bandes zwischen uns gewusst, dass du mir dieses Glücksgefühl vermittelt hast. Es fühlte sich ganz nach dir an. Was hast du getan? Wo warst du gestern?
Ich bin froh, dass du glücklich bist, Damon.
Ich vermisse dich. Dank des Bandes, das die Wächter geschmiedet haben, sind wir niemals wirklich weit voneinander entfernt. Ich denke jeden Tag an dich, etwas von dir ist ständig in meinem Bewusstsein. Aber ich würde dich gern persönlich sehen.
Ich kann kaum fassen, dass bereits vier Jahre vergangen sind. Ich sehe immer noch vor mir, wie wir Auf Wiedersehen gesagt haben an diesem letzten Abend in Dalcrest - das Band zwischen unseren Auren war so neu - und wie ich geweint habe. Und ich wünsche mir immer noch, ich hätte dich zum Bleiben überreden können.
Stefano vermisst dich ebenfalls. Wir nehmen uns immer wieder vor, dich bald zu suchen, wo immer du sein magst. Dann könnten wir alle zusammen durch Straßen ziehen, durch die du und Stefano seit Jahrhunderten nicht mehr gewandelt seid, und du könntest uns die heißesten Nachtklubs zeigen. Wir würden wieder wie eine Familie sein.
... mehr
Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir meine Vergangenheit abhandenkommt. Gestern hat mir Tante Judith erzählt, dass sie unser Haus in Fell's Church verkaufen und nach Richmond ziehen will. Und das ist ja auch sinnvoll: Robert braucht nicht mehr so weit zu pendeln, und meine kleine Schwester kann eine tolle Schule in der Stadt besuchen. Und schließlich wohne ich ja auch nicht mehr dort.
Trotzdem muss ich immer wieder daran denken, wie meine Mutter und ich dort mein Schlafzimmer renoviert haben, bevor sie starb, in wie vielen Nächten Bonnie, Meredith, Caroline und ich dort Geheimnisse ausgetauscht haben. Du und Stefano habt mich dort beide in den Armen gehalten, zu unterschiedlichen Zeiten und Anlässen.
Es tut sehr weh, diesem Haus Lebewohl sagen, doch ich spüre, dass ich es kann. Aber dir kann ich nicht auch noch Lebewohl sagen. Bitte, Damon, versprich mir, dass wir uns wiedersehen werden.
Elena Gilbert seufzte und strich sich mit den Fingern durch ihr langes blondes Haar. Warum fiel es ihr so schwer, auf den Punkt zu kommen? Sie ließ sich von ihren Gefühlen ablenken, obwohl der eigentliche Grund für die E-Mail an Damon ein anderer war.
Dass ich dich vermisse, tippte sie, weißt du allerdings schon längst. Aber es gibt etwas, wovor ich dich warnen muss.
Elena blickte von ihrem Laptop auf und sah sich im Wohnzimmer um. Alles in ihrer und Stefanos Wohnung war heiter. Das warme goldene Licht der Lampen beleuchtete die hellen Wände mit den Kunstdrucken jener Ausstellungen, die sie und Stefano besucht hatten: ein abstraktes Gemälde von einem Paar, das sich umarmte und in dieser Umarmung miteinander verschmolz; ein strenger Renaissanceengel; ein Feld voller Wildblumen. Auf dem Couchtisch grinste Elenas kleine Schwester Margaret von ihrem Grundschulabschlussfoto; auf einem anderen Foto standen Bonnie und Elena in silbernen Brautjungfernkleidern neben Meredith, die über das ganze Gesicht strahlte. Vor den Fenstern hingen schwere Brokatvorhänge. Sammy, ihr Kater mit dem langen weißen Fell, rekelte sich genüsslich auf den Sofakissen, und nur ein Augenschlitz zeigte, dass er wach war.
Auf einer schweren Mahagonitruhe lagen jene Dinge bunt durcheinander, die Stefano in den Jahrhunderten seiner Streifzüge durch die Welt mit sich geschleppt hatte: ein paar Goldmünzen, ein Dolch mit Elfenbeingriff, ein mit Silber beschlagener Achatbecher, eine goldene Taschenuhr und ein kleines Eisenkästchen. Und darin schließlich das jüngste Stück seiner Sammlung: ein seidenes fliederfarbenes, mit Schlamm beflecktes Haarband, das Elena einst verloren hatte.
Elena erinnerte sich, wie sie diese Gegenstände zum ersten Mal in Stefanos Pensionszimmer in Fell's Church gesehen hatte, damals, als er ein rätselhafter, beinahe Furcht einflößender Fremder gewesen war. Inzwischen kannte sie die Geschichte eines jeden Stückes, verstand all diese Talismane aus Stefanos Vergangenheit.
Die stille Wohnung war das genaue Gegenteil des Ortes, an dem Damon jetzt war, wo auch immer dieser Ort sein mochte. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass er von grellem Licht und schnellen Autos umgeben war. Lange Zeit war Elena rastlos gewesen - aber hier, in diesem Heim, das sie und Stefano sich geschaffen hatten, war sie zufrieden.
Natürlich waren sie niemals vollkommen sicher. Aber seit Nicolaus' Niederlage vor fünf Jahren hatten die Machtlinien, die das Gebiet um Dalcrest durchzogen, nichts Gefährlicheres als einen einzelnen jungen Werwolf und einen frisch erschaffenen Vampir angezogen.
Und sie war glücklich. Meistens.
Da war nur ... dieses Gefühl, dass Gefahr drohte. Ein Gefühl, das sie in letzter Zeit immer öfter beschlich, das in ihre Träume eingedrungen war und seither beharrlich an ihr nagte. Und inmitten dieses Bewusstseins spürte sie immer wieder Damons dunkle, feurige Existenz.
Stirnrunzelnd begann sie wieder zu tippen.
Wo immer du jetzt bist, Damon, bitte, sei vorsichtig. Ich weiß einfach, dass irgendetwas nicht stimmt. Immer wieder habe ich versucht herauszufinden, was es ist - habe meine Wächterkräfte bis an ihre Grenzen strapaziert und sogar Andrés in Costa Rica angerufen, um zu fragen, ob er eine Idee habe, wie ich dahinterkommen könne, was genau ich eigentlich spüre - aber es gelingt mir nicht.
Ich weiß nur, dass etwas Schreckliches vor sich geht. Und du bist irgendwie darin verstrickt. Bitte, Damon, sei vorsichtig. Ich möchte, dass du in Sicherheit bist.
Gerade als sich ein Schlüssel im Schloss drehte, schickte Elena die Mail ab. Sammy sprang mit einer fließenden Bewegung vom Sofa. Elena folgte ihm zur Tür.
»Stefano«, rief sie, »willkommen daheim!«
Obwohl Stefano sich jetzt so vertraut anfühlte und so lebenswichtig war wie die Luft zum Atmen, warf sein Anblick sie manchmal immer noch um. Er war einfach so schön, mit seinem klassischen römischen Profil und seinen dunklen Locken, die in ihr den Wunsch weckten, sie zu verstrubbeln. Seine Unterlippe wölbte sich sinnlich, als er sie anlächelte, und sein Gesicht öffnete sich auf eine Weise, die nur Elena zu sehen bekam, und sie eilte zu ihm, um ihn zu küssen. Ein Kuss voller Liebe. Und sie konnte auch Stefanos Liebe spüren, warm und beruhigend.
Sammy strich um ihre Knöchel, beschnupperte Stefano und pirschte dann mit wedelndem Schwanz davon.
Schließlich lehnte Elena sich zurück, um Stefano zu mustern, und sah, dass sein Gesicht trotz der dunklen Schatten unter seinen laubgrünen Augen heiter war. Dann war die Jagd also gut gelaufen. Er war in Sicherheit; Meredith war in Sicherheit. Elena seufzte dankbar und lehnte den Kopf an Stefanos Schulter. Er war zu Hause und alles würde gut werden.
Er umschlang sie fester. Das Leder seiner Jacke schmiegte sich an ihre Wange. Dann spürte sie etwas Klebriges auf ihrer Haut. »Stefano?«, fragte sie, zog sich zurück und berührte den feuchten Fleck auf seiner schwarzen Jacke. Ihre Finger waren rot von Blut. »Stefano? «, fragte sie eindringlich. Angstvoll tastete sie ihn nach Verletzungen ab.
»Es ist alles in Ordnung, Elena.« Stefano ergriff ihre Hände. »Es ist nicht mein Blut.« Sein Lächeln wurde breiter. »Wir haben Celine getötet.«
Elena schnappte überrascht nach Luft. Monatelang hatten sie Jagd auf Celine gemacht. Sie war eine der Alten, der ursprünglichen Vampire - ein uraltes, bösartiges Ungeheuer, das unzählige Jahrhunderte lang auf jedem Kontinent durch die Nacht gepirscht war. Celine war die letzte der drei Alten, deren Spuren sie hatten finden können, die letzte, die sie töten mussten, um diesen Teil der Welt zu einem sicheren Ort zu machen.
Am Anfang hatten sie Celine noch gemeinsam verfolgt, Elena, Stefano und Meredith ...
»Pass auf deinen Kopf auf«, sagte Stefano zu Elena und hielt eine Hängepflanze fest, damit sie gebückt darunter hindurch gehen konnte. Vor ihr lag eine ominöse dunkle Öffnung, der Eingang zu einer verborgenen Höhle. Meredith folgte ihnen hinein, den Kampfstab auf Schulterhöhe, bereit anzugreifen. Stefano hielt seinen Stab lose in der Hand.
»Celine ist hier, ich bin mir sicher«, murmelte Elena. Sie spürte die Gegenwart der Alten, sah die Spur ihrer Aura, pfauenblau, durchzogen mit Gold und Schwarz, getrübt von dem Übelkeit erregenden Rostrot alten Blutes. »Sie ist wirklich mächtig«, flüsterte Elena. »Und sie weiß, dass wir kommen.«
»Großartig«, erwiderte Meredith leise. Sie tasteten sich vorsichtig durch den Tunnel, halb blind in der Dunkelheit. Stefano ging voran. Der Boden war steinig und uneben. Elena presste die Hände gegen die kalten Steinmauern, um nicht hinzufallen. Der Tunnel führte immer tiefer unter die Erde, und Elena atmete langsam ein und aus und versuchte, nicht an die Tonnen von Erdreich und Stein über ihr zu denken.
»Alles okay«, murmelte Stefano und drückte ihre Hand. »Sie kann dir nicht wehtun.« Nichts Übernatürliches konnte Elena wehtun - ein Vorteil ihrer Wächterkräfte, den sie geheimhalten mussten.
An den Spitzen der Stäbe saßen winzige Dornen, gefüllt mit einer dunklen Flüssigkeit - Elenas Blut, Gift für jeden ursprünglichen Vampir. Nur ihr Blut würde Celine töten, und nur sie konnte Celines Aura aufspüren. Sie merkte, dass ihre anderen Wächterkräfte sich für den Kampf rüsteten, sich zusammenballten wie Gewitterwolken.
Elena war bereit. Ich habe keine Angst, sagte sie sich grimmig. Stefano hatte recht. Nichts Übernatürliches konnte sie töten.
Vorsichtig bogen sie um eine Kurve im Tunnel und wurden plötzlich von grellem Licht geblendet. Die Sonne schien durch eine Öffnung hoch über ihnen auf die Kristalle, welche die Wände der Höhle bedeckten und die strahlende Helligkeit reflektierten. Elena brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass mitten im Raum eine Gestalt stand, eine Säule aus Dunkelheit im Licht.
Die Vampirfrau verharrte so still und aufrecht wie eine Statue. Das dicke dunkle Haar hing ihr schwer und lang über die Schultern. Ihre Aura kreiselte um sie herum und zeichnete ihre Silhouette mit Gold und Rostrot nach, sodass es aussah, als tropfe Blut von ihr herab. Sie sah jung aus, ihr Gesicht war glatt und heiter - bis sie Elena bemerkte.
Ihre Augen waren dunkel, leer - und alt, sehr alt. Diese Augen hatten gesehen, wie aus winzigen Dörfern große Städte geworden und dann zu Asche zerfallen waren, wieder und wieder. Celines zarte Augenbrauen zogen sich in die Höhe, während sie die drei erwartungsvoll anblickte.
Elena blieb ruhig im Eingang der Höhle stehen, während Stefano und Meredith sich mit erhobenen Stäben an den gegenüberliegenden Wänden positionierten und auf ihre Chance warteten. Celine war zu mächtig, um sie direkt anzugreifen, aber wenn sie abgelenkt war oder wenn Elena ihre Wächterkräfte gegen sie einsetzte ... Meredith wechselte einen Blick mit Elena und Elena verstand. Würde sie die Alte lange genug ruhig halten können, damit einer der beiden angreifen konnte?
Celine verharrte auch weiterhin in völliger Reglosigkeit, ihre grausamen dunklen Augen fest auf Elena gerichtet. Sie kann mir nicht wehtun, rief Elena sich ins Gedächtnis. Sie holte tief Luft und schaffte es, ihre Kräfte abzurufen. Energie floss in ihrem Geist zusammen. Sie bündelte sie und richtete die Macht wie einen Pfeil auf Celine.
Die Alte zuckte nur mit den Lippen. »Keine Chance, kleine Wächterin«, sagte sie lächelnd. »Ich kenne dein Geheimnis.«
Sie hob die Hand, als ob sie etwas von der Decke pflücken wollte. Mit einem heftigen Krachen barst die steinerne Höhlendecke.
»Elena, lauf!«, schrie Stefano. Ehe sie sich bewegen konnte, stürzten die Felsbrocken auf sie herab.
»Stefano ...«, sagte sie noch, bevor alles schwarz wurde.
Elena zuckte zusammen bei der Erinnerung an die schwere Gehirnerschütterung, mit der sie erwacht war. Celine war längst verschwunden gewesen. Daraufhin hatten Stefano und Meredith sich geweigert, sie noch einmal auf die Jagd mitzunehmen. Da Celine wusste, dass Elena zwar nicht durch übernatürliche, wohl aber durch natürliche Kräfte - wie einen Felssturz - getötet werden konnte, hielten sie es für zu gefährlich, sie in die Nähe der Ursprünglichen zu lassen. Von da an hatte Elena ihre Wächterkräfte aus der Ferne benutzt, genau wie Bonnie und Alaric es recherchiert hatten, und sie hatte Magie angewandt, um Celine aufzuspüren.
Aber jetzt war Celine tot.
Elena ignorierte die Blut fecken, zog Stefano an sich und küsste ihn, zuerst zärtlich und dann leidenschaftlicher. »Du hast es geschafft. Du bist wunderbar«, murmelte sie dicht an seinen Lippen.
Sie spürte, wie er lächelte. Dann zog er sich zurück und umfasste ihre Wange. Sein eindringlicher Blick war so liebevoll, dass Elena schwindelig wurde. »Ohne dich hätten wir es nicht geschafft«, sagte er.
»Natürlich nicht«, witzelte Elena mit Blick auf den schmalen Lederkasten, in dem Stefanos Kampfstab lag.
»Es ist viel mehr als das«, meinte Stefano kopfschüttelnd. »Nichts von alldem hätte ich ohne dich tun können. Alles, was ich tue, Elena, mache ich deinetwegen.« Seine Augen glänzten und er strich ihr mit den Fingern sanft über die Wange. »Du bist in Sicherheit. Es ist vorbei. Jetzt, da Celine tot ist, gibt es keine ursprünglichen Vampire mehr.«
»Keine, von denen wir wissen«, wandte Elena ein und verzog kläglich die Lippen. Wenn es eines gab, was sie im Laufe der vergangenen Jahre gelernt hatte, dann dies: Es war niemals wirklich vorbei.
»Zumindest im Augenblick sind wir hier sicher.« Er küsste sie erneut und Elena gab sich dem Kuss hin. Ihre Seelen verbanden sich, und sie spürten, wie sehr sie einander liebten und begehrten, bis Elena sich widerstrebend von ihm löste.
»Wir müssen gleich zu Bonnies Geburtstagsparty«, sagte sie entschieden.
Stefano lächelte und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er zurücktrat. »Kein Problem«, sagte er. »Wir haben schließlich jede Menge Zeit.«
Dann ging er entspannt ins Badezimmer, um eine Dusche zu nehmen.
Elena sah ihm nachdenklich hinterher. Er hatte recht. Jetzt, da Elena vom Wasser der Ewigen Jugend und des Ewigen Lebens getrunken hatte, würde sie für immer an Stefanos Seite sein. Sie hatten tatsächlich alle Zeit der Welt.
Und doch hämmerte sich mit jedem Herzschlag die düstere Vorahnung in ihren Kopf zurück. Trotz ihrer gemeinsamen Unsterblichkeit, trotz Celines Tod beschlich Elena das furchtbare Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlief.
Kapitel Zwei
Heute war Bonnie glücklich. Beim Aufwachen stieg ihr der Duft des köstlichen Frühstücks in die Nase, das Zander zubereitet hatte, und die Sonne schien - wie zu ihren Ehren - an diesem ersten richtigen Sommertag zum Fenster herein. Und dann sang ihre ganze Kindergartengruppe »Happy Birthday« und schenkte ihr eine riesige Karte, auf der einundzwanzig bunte kleine Handabdrücke prangten und einundzwanzig Namen mit verwackelten Druckbuchstaben gemalt waren, von Astrid bis Zachary. Bonnie hatte den Kindern im Laufe des Jahres beigebracht, ihre Namen zu schreiben.
»Es war das Schönste, was ich jemals bekommen habe«, sagte Bonnie und blickte ihre Freunde glücklich an. »Eine der Mütter hat mir sogar Muffins gebacken.«
Jetzt saß sie auf einem samtenen Sofa in einer hübschen Bar und genoss das Leben.
Meredith, elegant wie immer in einem klassischen schwarzen Kleid, reichte Bonnie ein Glas Champagner, während sie sich neben sie setzte. Alaric, seit sechs Monaten Meredith' Ehemann, tätschelte voller Zuneigung Bonnies Schulter und nahm sich dann einen Stuhl.
»Deine Gruppe klingt ganz entzückend«, meinte Meredith. »Aber ich denke, das schönste Geschenk ist, dass Zander in diese Cocktailbar namens Beauty Mark mitgekommen ist.«
»Zander macht mich gern glücklich«, erwiderte Bonnie schlicht. Sie sah ihren Freund an, der rittlings auf einem grazilen goldverzierten Stuhl mit pinkfarbenem Leopardenmuster saß. Sie beobachtete, wie Zander mit dem Stuhl kippelte und die Arme spreizte, während er etwas zu seinem Rudelgefährten Jared sagte. Der Stuhl knarrte und wackelte beunruhigend unter seinem Gewicht. Bonnie zuckte zusammen. »Aber das hier ist eindeutig nicht sein natürliches Biotop«, gab sie zu.
Werwolfmänner wirkten irgendwie immer zu groß und zu kraftstrotzend für geschlossene Räume, so als ob sie jeden Augenblick versehentlich etwas demolieren könnten. Werwolfmädchen dagegen ... Shay, Zanders Stellvertreterin, sah Bonnie in die Augen und hob ihr eigenes Glas zu einem stummen Toast. Shay hatte nicht oft Gelegenheit, mädchenhafte Dinge zu tun, und es sah ganz so aus, als genösse sie den Abend. Bonnie blinzelte ein wenig und fing einen Schimmer von Shays bleicher Haut auf. Trug sie etwa Glamour Puder?
»Gott sei Dank geht Shay jetzt mit Jared, stimmt's?«, sagte Elena, ließ sich neben Bonnie aufs Sofa fallen und folgte ihrem Blick. Stefano, der neben ihnen stand, verneigte sich beinahe förmlich vor Bonnie.
»Alles Gute zum Geburtstag, Bonnie«, sagte er feierlich und reichte ihr zwei Päckchen. Das größere war in getüpfeltes Papier gewickelt und mit einer rosafarbenen Schleife zugebunden; das kleinere war viel schwerer und in dunkles Seidenpapier eingepackt, das in allen Regenbogenfarben schimmerte.
»Das große ist von uns«, erklärte Elena. »Das andere ist von Damon. Er hat es uns geschickt.«
»Ooh, danke«, sagte Bonnie und beäugte neugierig die Päckchen. Sie hatte noch nie zuvor ein Geschenk von Damon bekommen, aber sie ging davon aus, dass es etwas Besonderes sein würde. Damon war so elegant, so kultiviert, so faszinierend mit seinem glatten dunklen Haar und dem bezaubernden Lächeln, das er gelegentlich für Bonnie übrig gehabt hatte ... Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass er einem Mädchen etwa eine DVD schenkte. Nicht dass etwas an einer DVD auszusetzen gewesen wäre, aber ...
Um höflich zu sein, öffnete sie Elenas und Stefanos Geschenk zuerst: ein zartes, duftiges Top, auf das sie ein Auge geworfen hatte, als sie vor einigen Wochen mit Elena shoppen gewesen war. »Hinreißend«, sagte sie mit einem Augenzwinkern und hielt es sich an. »Vielen Dank.« Sie streckte Elena und Meredith ihr Handgelenk hin und zeigte ihnen ein goldenes Filigranarmband, das mit Halbedelsteinen besetzt war. »Seht mal, was Zander mir geschenkt hat! Und er hat mir ungefähr einen Jahresvorrat an kretischem Bergtee geschenkt - ein Kraut zur Herstellung von Zaubermitteln«, fügte sie an Elena gewandt hinzu. »Es ist total schwer zu finden. Er muss es eigens für mich bestellt haben.«
»Toll«, meinte Elena, und Meredith nickte anerkennend. Für einen so männlichen Jungen war Zander wirklich überraschend gut darin, Geschenke für ein Mädchen auszusuchen.
Bonnie geriet wie jedes Mal ins Schwärmen, wenn sie an Zanders unzählige wunderbare Eigenschaften dachte. Doch da war ja noch das geheimnisvolle Päckchen von Damon.
Vorsichtig entfernte sie das Seidenpapier. Eine kleine runde Schachtel kam zum Vorschein, die perfekt in ihren Handteller passte. Sie sah beinahe so aus wie ein Flussstein, grau poliert mit einem leicht blauen Schimmer. In der Schachtel befand sich ein zierlicher, aus dem gleichen bläulich grauen Material geschnitzter Vogel an einer zarten Silberkette. Außerdem war ein klein zusammengefalteter Brief aus dickem cremefarbenem Papier darin.
»Wow«, murmelte Elena und beugte sich vor, um den Vogel genauer zu betrachten. »Was ist das? Es sieht alt aus.«
Bonnie faltete den Brief auseinander.
Mein kleines Rotkäppchen, stand da in Damons eleganter Schrift, herzlichen Glückwunsch zum Vierundzwanzigsten. Das ist immer noch lächerlich jung, aber wenigstens bist du jetzt kein Kind mehr. Das Geschenk stammt aus Ägypten und ist noch älter als ich. Der Vogel ist ein Falke. Eine Hexe, die ich in Luxor kennengelernt habe, sagte mir, dass er Macht und Weisheit und Schutz repräsentiere - alles Dinge, die ich dir wünsche. Sei stark, sei weise, sei beschützt.
Bonnie lächelte. Damon konnte manchmal überraschend süß und gefühlvoll sein.
Darunter stand in einer anderen Tinte, als habe er es in letzter Minute hingekritzelt:
Wie ich gehört habe, bist du immer noch mit dem übermütigen Wolfsjungen zusammen. Sag ihm, er soll sich benehmen, sonst bekommt er es mit mir zu tun.
Immer noch irgendwie süß, befand Bonnie und steckte den Brief in ihre Tasche.
»Lass es mich zumachen.« Zander kam herbei und schob ihr Haar beiseite, dann hakte er den Verschluss der Kette ein und drückte ihr einen Kuss auf den Nacken.
»Damon hat dich einen übermütigen Wolfsjungen genannt «, erzählte Bonnie ihm. »Du sollst dich benehmen. «
»Ah, er hat mich erwähnt?«, fragte Zander freundlich. »Ich bin gerührt.«
Jared schnaubte und Shays Augen wurden schmal. Die meisten aus Zanders Rudel hatten niemals wirklich Verständnis für Damon aufgebracht.
Oder, überlegte Bonnie, vielleicht haben sie ihn zu gut verstanden. Als das Rudel Damon kennengelernt hatte, hatte er eine ... schwierige Zeit durchgemacht. Um die Wahrheit zu sagen, war er gefährlich gewesen, und trotz der Tatsache, dass sie ein- oder zweimal Seite an Seite gegen eine größere Bedrohung gekämpft hatten, hatte ihm die kleine Schar von ursprünglichen Werwölfen, die Dalcrest beschützte, nicht vertraut.
Aber jetzt, da die Wächter ihn und Elena miteinander verbunden hatten, war er nicht mehr so gefährlich. Denn wenn Damon jemals einem Menschen etwas zuleide tat, würde das Elena verletzen. Und wenn er jemanden tötete, würde Elena sterben. Jeder, der Damons wilde Entschlossenheit gesehen hatte, als Elena in Gefahr gewesen war, wusste, dass er ihr niemals wehtun würde.
Außerdem, dachte Bonnie pragmatisch, während sie die Falkenkette kühl an ihrem Hals spürte, sieht es ganz danach aus, als sei Damon für immer verschwunden. Ein bisschen vermisste sie ihn - es hatte von jeher eine besondere Verbindung zwischen ihr und Damon bestanden -, aber ohne ihn war es vielleicht besser. Ruhiger war es mit Sicherheit.
»Matt ist da«, sagte Stefano, der eben noch Elena etwas ins Ohr geflüstert hatte. Einen Vampir kann man eben nie überraschen, dachte Bonnie trocken.
In diesem Moment steuerte Matt tatsächlich auf ihre Ecke in der Bar zu. Er küsste Bonnie auf die Wange und überreichte ihr ein Päckchen. »Hey«, sagte er. »Alles Gute zum Geburtstag. Tut mir leid, dass ich so spät dran bin.«
»Kein Problem«, antwortete Bonnie, während sie verstohlen das Geschenk betastete, um herauszufinden, was es war. Eine DVD, dachte sie. »Wo ist Jasmine?«
Matt verzog das Gesicht. »Sie wollte wirklich mitkommen, aber sie hat Bereitschaftsdienst in der Notaufnahme «, antwortete er. »Ich soll dir auch von ihr gratulieren und dir ausrichten, dass sie dich nächste Woche irgendwann zum Mittagessen einladen will.«
»Ziemlich gute Entschuldigung«, stellte Bonnie fest. »Entweder geht man zu Bonnies Geburtstagsumtrunk, oder man hält sich bereit, um Leben zu retten.«
»Tja, aber da Jasmine nun nicht hier ist«, wandte sich Matt lächelnd an Meredith und Stefano, »könnt ihr mir ja erzählen, was mit Celine passiert ist. Sie ist tot, oder?«
Das ist das Problem mit Jasmine, dachte Bonnie und trank einen Schluck. Seit zwei Jahren war sie mit Matt zusammen und alle mochten sie wirklich gern, aber sie wusste eben nicht die ganze Wahrheit - über keinen von ihnen. Jasmine wusste, dass Bonnie gern wahrsagte und auf Kräuter und New-Age-Zeug stand, aber sie wusste nicht, dass sie wirklich eine Hexe war. Sie wusste, dass Alaric seinen Doktor in paranormaler Forschung und Volkskunde machte, aber sie hatte keine Ahnung, dass die Dinge, mit denen er sich beschäftigte, tatsächlich real waren; sie dachte einfach, er sei Akademiker. Und mit Sicherheit wusste sie nicht die Wahrheit über Stefano oder Zander und seine Kumpel oder über Elena. Sie kannte nicht einmal Matt wirklich, denn sie hatte keine Ahnung, dass er immer wieder gegen das Böse gekämpft hatte, keinen Schimmer davon, wie stark und mutig er eigentlich war. Sie hielt ihn einfach für einen ganz normalen netten Jungen.
Vielleicht sollte Bonnie etwas langsamer machen mit den Champagnercocktails, denn sie hörte sich laut sagen: »Matt, wie kannst du Jasmine lieben, wenn sie nicht mal weiß, wer du bist?«
Matt versteifte sich, presste die Lippen zusammen, und Bonnie wurde rot. Würde sie jemals lernen, den Mund zu halten? »So ist es sicherer für sie«, antwortete Matt angespannt und sah sie mit seinen hellblauen Augen an. »Ich will einfach, dass Jasmine ein normales Leben hat.«
Bonnie schnürte es die Kehle zu. Sie erinnerte sich daran, wie es war, als sie und Zander einander vor mehr als fünf Jahren endlich die Wahrheit gesagt hatten. Wie sie nervös seine Hand gehalten hatte. Normal sein wird völlig überschätzt, hatte sie ihm gesagt, und sie hatten einander geküsst, süß und aufrichtig, und alles offenbart. Sie konnte sich nicht vorstellen, Geheimnisse vor jemandem zu haben, den sie liebte.
»Okay«, erwiderte sie schließlich kleinlaut und schaffte es, Matt anzulächeln. Aber es war ein schiefes Lächeln, denn sie musste gegen das Brennen in ihren Augen anblinzeln.
Es folgte ein Augenblick der verlegenen Stille.
»Wie auch immer«, brach Meredith mit erzwungenem Lachen das Schweigen. »Da du schon danach gefragt hast ...« Und damit begann sie, Matt den Kampf zu beschreiben, den sie und Stefano mit Celine ausgefochten hatten.
Es war eine dramatische Geschichte mit knappem Ausgang. Bevor sie Celine endlich erreichen konnten, mussten sie Geheimgänge durchstreifen, Meredith musste ihre Kampfqualitäten unter Beweis stellen und Stefano seine Vampirgeschwindigkeit und Stärke einsetzen. Aber schließlich hatten sie sie in Atlanta aufgespürt, waren ihren Vampirsoldaten ausgewichen und hatten sie mit Elenas magischem Blut getötet.
Als Meredith und Stefano an diesem Abend zum ersten Mal davon erzählt hatten, hatte Bonnie geradezu an ihren Lippen gehangen.
Doch jetzt unterdrückte sie höflich ein Gähnen und sah sich etwas gelangweilt um. Alle anderen waren immer noch wie gebannt. Selbst Alaric, der für gewöhnlich ebenso wie Bonnie mehr an der magischen als an der physischen Seite eines Kampfs gegen Ungeheuer interessiert war, stellte intelligente Fragen nach der Waffe.
Sie seufzte und richtete ihren Blick wieder pflichtschuldig auf Meredith. Möglicherweise, das musste Bonnie zugeben, war sie ein klein wenig eifersüchtig. Denn sie war bei der Suche nach Celine nicht um Hilfe gebeten worden.
Bonnie war gut darin, gegen das Böse zu kämpfen. Es war nur leider so, dass sie nicht mehr wirklich gebraucht wurde. Denn im Gegensatz zu ihr hatten ihre Freunde Superkräfte erlangt - waren schneller, stärker geworden, in Elenas Fall sogar unsterblich.
Bonnie verscheuchte dieses Gefühl und nippte erneut an ihrem Drink. Mach dich nicht lächerlich, befahl sie sich energisch.
Als Meredith zum Ende der Geschichte kam - Stefano war gerade dabei, Celine den Kopf abzutrennen, während die Ursprüngliche sich in Todeskrämpfen wand -, fing Zander Bonnies Blick auf, sprang plötzlich mit einem Satz auf die Füße und warf dabei seinen zierlichen vergoldeten Stuhl polternd um.
»Hoppla«, rief er und zwinkerte Bonnie zu, während er sich ihr näherte. Sie grinste ihn an. Vielleicht hatte sie ihre Gefühle doch nicht so gut verborgen, wie sie gedacht hatte. »Zeit, auf das Geburtstagskind anzustoßen «, verkündete er, und alle standen auf.
»Okay«, fuhr Zander etwas nachdenklicher fort. »Ich mache den Anfang. Was gibt es über Bonnie McCullough zu sagen, das ihr nicht alle bereits wisst?« Er zog sie enger an sich, legte ihr seinen starken Arm um die Schultern und sie lehnte sich glücklich an ihn. »Also, da wäre zum Beispiel der erste Abend, nachdem wir in unsere Wohnung eingezogen waren. Mir war unheimlich in diesem brandneuen Appartement und ich konnte nicht schlafen. Aber dann fing Bonnie an, mir über die Selkies aus der schottischen Mythologie zu erzählen. Sie war so klug und sah so hinreißend aus im Mondschein, dass ich mich sofort in sie verliebt hätte, wäre ich das nicht ohnehin schon gewesen. Als ich einschlief, dachte ich: Mit Bonnie zusammenzuziehen, war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.« Er küsste sie kurz und seine meerblauen Augen strahlten voller Liebe, dann hob er sein Glas. »Was ich natürlich auch schon vorher wusste. Auf Bonnie!«
Alle tranken einen Schluck, dann räusperte sich Meredith. »Ohne Bonnie hätte ich die Hochzeit nicht durchgestanden «, begann sie. Ihre olivfarbenen Wangen röteten sich leicht, als sie hinzufügte: »Ihr wisst ja alle, wie meine Eltern sind. Und als ich ihr Pläneschmieden für die Hochzeit einfach nicht mehr aushalten konnte, haben Bonnie und Elena mich zu einem Ausflug entführt, damit ich wieder einen klaren Kopf bekam.«
Elena begann zu lachen. »Das war allein Bonnies Idee.«
»Sie haben mich zu diesem Baseballkäfig unten im Park geschleppt«, fuhr Meredith fort, »mir einen Helm auf den Kopf gesetzt und die Maschine angestellt, und ich habe Bälle geschlagen, bis ich nicht mehr länger den Wunsch hatte, nach Vegas durchzubrennen. Und Bonnie hat dagesessen und mir Ratschläge gegeben und mir einen Hotdog gekauft, als ich fertig war.« Sie schlang einen Arm um Bonnie und zog sie fest an sich, Wange an Wange. »Die besten Freundinnen aller Zeiten.«
»Jetzt bin ich dran«, sagte Elena, als Meredith Bonnie losließ. »Also, wie ihr euch erinnern werdet, haben Bonnie, Meredith und ich uns vier Jahre lang auf dem College ein Zimmer geteilt. Als wir im letzten Sommer unseren Abschluss machten, war es« - sie zuckte die Achseln - »irgendwie beängstigend. Denn ab jetzt würden wir nicht mehr jede Minute füreinander da sein. In der letzten Nacht beschloss Bonnie, eine Übernachtungsparty zu feiern wie auf der Junior High. Wir machten einander die Haare und die Nägel, waren albern und riefen unsere Freunde an ...«
»Ich war ziemlich überrascht«, fügte Alaric feierlich hinzu.
»Es war eine echt verrückte Nacht«, fuhr Elena fort, »Meredith und ich haben eine Weile gebraucht, um uns darauf einzulassen, aber Bonnie hat uns einfach beschwatzt und am Ende war es perfekt. Wie unter Schwestern.« Als Elena ihr Glas hob, erinnerte Bonnie sich plötzlich wieder daran, wie Elena in jener Nacht ausgesehen hatte: Ihr für gewöhnlich perfekt sitzendes Haar hing in hundert schlampigen Zöpfchen herab und sie lachte ausgelassen in diesem rosafarbenen Pyjama. Elena sollte wirklich mehr lachen.
»Wie unter Velociraptor-Schwestern «, korrigierte Bonnie ihre Freundin und Elena lächelte über ihren alten Schwur.
Dann trat Matt vor. »Meine Lieblingserinnerung an Bonnie in diesem Jahr hat mit Alarics und Meredith' Hochzeit zu tun«, erklärte er. »Jasmine war euch gegenüber immer noch ein wenig verlegen - sie wusste, dass wir schon lange Freunde waren, und ich schätze, das ist für jeden etwas einschüchternd, der neu zu uns stößt.«
»Das ist es allerdings«, stimmte Zander lauthals zu. »Und dabei sind Jasmine und ich wirklich umwerfend.«
»Aber jetzt reden wir über mich, Schatz«, brachte Bonnie ihn zum Schweigen.
»Wie auch immer«, sprach Matt weiter. »Beim Empfang nahm Bonnie Jasmine unter ihre Fittiche, und ehe ich michs versah, tanzte sie mit allen Mädels und amüsierte sich bestens.«
»Ich war richtig neidisch darauf, wie toll sie tanzen kann«, ergänzte Bonnie. Jasmine hatte in dieser Nacht einfach zauberhaft ausgesehen in einem kurzen blaugrünen Kleid, das sehr gut zu ihren langen dunklen Locken und ihrer karamellfarbenen Haut gepasst hatte. Doch am schönsten war es gewesen, ihre Augen jedes Mal aufleuchten zu sehen, wenn sie Matt anblickte. Matt verdient jemanden, der erkennt, wie großartig er ist, dachte Bonnie. Und so hatte sie sich wirklich größte Mühe gegeben, Jasmine die Befangenheit zu nehmen.
Wenn Matt sich verliebte, dann verliebte er sich gründlich und dauerhaft. Aber in der Vergangenheit hatte er nicht viel Glück gehabt. Deshalb wollte Bonnie unbedingt, dass es mit Jasmine und ihm funktionierte, auch wenn er nicht die ganze Wahrheit über sich selbst offenbaren wollte. Aber sie wünschte es sich um seinetwillen.
Stefano hob sein Glas. »Bonnie, als ich dich kennen lernte, wirktest du so süß und unschuldig und so jung. Ich habe dich nicht so ernst genommen, wie ich das hätte tun sollen. Aber es dauerte nicht lange, bis ich begriff, wie falsch das war. Du bist spontan und intuitiv und hast ein warmes, liebevolles Herz. Trinken wir darauf, dass dein fünfundzwanzigstes Lebensjahr noch besser wird als das vorangegangene.«
All ihre Freunde lächelten Bonnie mit erhobenen Gläsern an, und sie lächelte zurück, gerührt von der Zuneigung, die ihr entgegenströmte. Selbst wenn sie für den Kampf gegen Ungeheuer nicht mehr wirklich gebraucht wurde, wusste sie doch, dass alle sie liebten.
Heute war Bonnie glücklich.
Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe bei cbt Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir meine Vergangenheit abhandenkommt. Gestern hat mir Tante Judith erzählt, dass sie unser Haus in Fell's Church verkaufen und nach Richmond ziehen will. Und das ist ja auch sinnvoll: Robert braucht nicht mehr so weit zu pendeln, und meine kleine Schwester kann eine tolle Schule in der Stadt besuchen. Und schließlich wohne ich ja auch nicht mehr dort.
Trotzdem muss ich immer wieder daran denken, wie meine Mutter und ich dort mein Schlafzimmer renoviert haben, bevor sie starb, in wie vielen Nächten Bonnie, Meredith, Caroline und ich dort Geheimnisse ausgetauscht haben. Du und Stefano habt mich dort beide in den Armen gehalten, zu unterschiedlichen Zeiten und Anlässen.
Es tut sehr weh, diesem Haus Lebewohl sagen, doch ich spüre, dass ich es kann. Aber dir kann ich nicht auch noch Lebewohl sagen. Bitte, Damon, versprich mir, dass wir uns wiedersehen werden.
Elena Gilbert seufzte und strich sich mit den Fingern durch ihr langes blondes Haar. Warum fiel es ihr so schwer, auf den Punkt zu kommen? Sie ließ sich von ihren Gefühlen ablenken, obwohl der eigentliche Grund für die E-Mail an Damon ein anderer war.
Dass ich dich vermisse, tippte sie, weißt du allerdings schon längst. Aber es gibt etwas, wovor ich dich warnen muss.
Elena blickte von ihrem Laptop auf und sah sich im Wohnzimmer um. Alles in ihrer und Stefanos Wohnung war heiter. Das warme goldene Licht der Lampen beleuchtete die hellen Wände mit den Kunstdrucken jener Ausstellungen, die sie und Stefano besucht hatten: ein abstraktes Gemälde von einem Paar, das sich umarmte und in dieser Umarmung miteinander verschmolz; ein strenger Renaissanceengel; ein Feld voller Wildblumen. Auf dem Couchtisch grinste Elenas kleine Schwester Margaret von ihrem Grundschulabschlussfoto; auf einem anderen Foto standen Bonnie und Elena in silbernen Brautjungfernkleidern neben Meredith, die über das ganze Gesicht strahlte. Vor den Fenstern hingen schwere Brokatvorhänge. Sammy, ihr Kater mit dem langen weißen Fell, rekelte sich genüsslich auf den Sofakissen, und nur ein Augenschlitz zeigte, dass er wach war.
Auf einer schweren Mahagonitruhe lagen jene Dinge bunt durcheinander, die Stefano in den Jahrhunderten seiner Streifzüge durch die Welt mit sich geschleppt hatte: ein paar Goldmünzen, ein Dolch mit Elfenbeingriff, ein mit Silber beschlagener Achatbecher, eine goldene Taschenuhr und ein kleines Eisenkästchen. Und darin schließlich das jüngste Stück seiner Sammlung: ein seidenes fliederfarbenes, mit Schlamm beflecktes Haarband, das Elena einst verloren hatte.
Elena erinnerte sich, wie sie diese Gegenstände zum ersten Mal in Stefanos Pensionszimmer in Fell's Church gesehen hatte, damals, als er ein rätselhafter, beinahe Furcht einflößender Fremder gewesen war. Inzwischen kannte sie die Geschichte eines jeden Stückes, verstand all diese Talismane aus Stefanos Vergangenheit.
Die stille Wohnung war das genaue Gegenteil des Ortes, an dem Damon jetzt war, wo auch immer dieser Ort sein mochte. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass er von grellem Licht und schnellen Autos umgeben war. Lange Zeit war Elena rastlos gewesen - aber hier, in diesem Heim, das sie und Stefano sich geschaffen hatten, war sie zufrieden.
Natürlich waren sie niemals vollkommen sicher. Aber seit Nicolaus' Niederlage vor fünf Jahren hatten die Machtlinien, die das Gebiet um Dalcrest durchzogen, nichts Gefährlicheres als einen einzelnen jungen Werwolf und einen frisch erschaffenen Vampir angezogen.
Und sie war glücklich. Meistens.
Da war nur ... dieses Gefühl, dass Gefahr drohte. Ein Gefühl, das sie in letzter Zeit immer öfter beschlich, das in ihre Träume eingedrungen war und seither beharrlich an ihr nagte. Und inmitten dieses Bewusstseins spürte sie immer wieder Damons dunkle, feurige Existenz.
Stirnrunzelnd begann sie wieder zu tippen.
Wo immer du jetzt bist, Damon, bitte, sei vorsichtig. Ich weiß einfach, dass irgendetwas nicht stimmt. Immer wieder habe ich versucht herauszufinden, was es ist - habe meine Wächterkräfte bis an ihre Grenzen strapaziert und sogar Andrés in Costa Rica angerufen, um zu fragen, ob er eine Idee habe, wie ich dahinterkommen könne, was genau ich eigentlich spüre - aber es gelingt mir nicht.
Ich weiß nur, dass etwas Schreckliches vor sich geht. Und du bist irgendwie darin verstrickt. Bitte, Damon, sei vorsichtig. Ich möchte, dass du in Sicherheit bist.
Gerade als sich ein Schlüssel im Schloss drehte, schickte Elena die Mail ab. Sammy sprang mit einer fließenden Bewegung vom Sofa. Elena folgte ihm zur Tür.
»Stefano«, rief sie, »willkommen daheim!«
Obwohl Stefano sich jetzt so vertraut anfühlte und so lebenswichtig war wie die Luft zum Atmen, warf sein Anblick sie manchmal immer noch um. Er war einfach so schön, mit seinem klassischen römischen Profil und seinen dunklen Locken, die in ihr den Wunsch weckten, sie zu verstrubbeln. Seine Unterlippe wölbte sich sinnlich, als er sie anlächelte, und sein Gesicht öffnete sich auf eine Weise, die nur Elena zu sehen bekam, und sie eilte zu ihm, um ihn zu küssen. Ein Kuss voller Liebe. Und sie konnte auch Stefanos Liebe spüren, warm und beruhigend.
Sammy strich um ihre Knöchel, beschnupperte Stefano und pirschte dann mit wedelndem Schwanz davon.
Schließlich lehnte Elena sich zurück, um Stefano zu mustern, und sah, dass sein Gesicht trotz der dunklen Schatten unter seinen laubgrünen Augen heiter war. Dann war die Jagd also gut gelaufen. Er war in Sicherheit; Meredith war in Sicherheit. Elena seufzte dankbar und lehnte den Kopf an Stefanos Schulter. Er war zu Hause und alles würde gut werden.
Er umschlang sie fester. Das Leder seiner Jacke schmiegte sich an ihre Wange. Dann spürte sie etwas Klebriges auf ihrer Haut. »Stefano?«, fragte sie, zog sich zurück und berührte den feuchten Fleck auf seiner schwarzen Jacke. Ihre Finger waren rot von Blut. »Stefano? «, fragte sie eindringlich. Angstvoll tastete sie ihn nach Verletzungen ab.
»Es ist alles in Ordnung, Elena.« Stefano ergriff ihre Hände. »Es ist nicht mein Blut.« Sein Lächeln wurde breiter. »Wir haben Celine getötet.«
Elena schnappte überrascht nach Luft. Monatelang hatten sie Jagd auf Celine gemacht. Sie war eine der Alten, der ursprünglichen Vampire - ein uraltes, bösartiges Ungeheuer, das unzählige Jahrhunderte lang auf jedem Kontinent durch die Nacht gepirscht war. Celine war die letzte der drei Alten, deren Spuren sie hatten finden können, die letzte, die sie töten mussten, um diesen Teil der Welt zu einem sicheren Ort zu machen.
Am Anfang hatten sie Celine noch gemeinsam verfolgt, Elena, Stefano und Meredith ...
»Pass auf deinen Kopf auf«, sagte Stefano zu Elena und hielt eine Hängepflanze fest, damit sie gebückt darunter hindurch gehen konnte. Vor ihr lag eine ominöse dunkle Öffnung, der Eingang zu einer verborgenen Höhle. Meredith folgte ihnen hinein, den Kampfstab auf Schulterhöhe, bereit anzugreifen. Stefano hielt seinen Stab lose in der Hand.
»Celine ist hier, ich bin mir sicher«, murmelte Elena. Sie spürte die Gegenwart der Alten, sah die Spur ihrer Aura, pfauenblau, durchzogen mit Gold und Schwarz, getrübt von dem Übelkeit erregenden Rostrot alten Blutes. »Sie ist wirklich mächtig«, flüsterte Elena. »Und sie weiß, dass wir kommen.«
»Großartig«, erwiderte Meredith leise. Sie tasteten sich vorsichtig durch den Tunnel, halb blind in der Dunkelheit. Stefano ging voran. Der Boden war steinig und uneben. Elena presste die Hände gegen die kalten Steinmauern, um nicht hinzufallen. Der Tunnel führte immer tiefer unter die Erde, und Elena atmete langsam ein und aus und versuchte, nicht an die Tonnen von Erdreich und Stein über ihr zu denken.
»Alles okay«, murmelte Stefano und drückte ihre Hand. »Sie kann dir nicht wehtun.« Nichts Übernatürliches konnte Elena wehtun - ein Vorteil ihrer Wächterkräfte, den sie geheimhalten mussten.
An den Spitzen der Stäbe saßen winzige Dornen, gefüllt mit einer dunklen Flüssigkeit - Elenas Blut, Gift für jeden ursprünglichen Vampir. Nur ihr Blut würde Celine töten, und nur sie konnte Celines Aura aufspüren. Sie merkte, dass ihre anderen Wächterkräfte sich für den Kampf rüsteten, sich zusammenballten wie Gewitterwolken.
Elena war bereit. Ich habe keine Angst, sagte sie sich grimmig. Stefano hatte recht. Nichts Übernatürliches konnte sie töten.
Vorsichtig bogen sie um eine Kurve im Tunnel und wurden plötzlich von grellem Licht geblendet. Die Sonne schien durch eine Öffnung hoch über ihnen auf die Kristalle, welche die Wände der Höhle bedeckten und die strahlende Helligkeit reflektierten. Elena brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass mitten im Raum eine Gestalt stand, eine Säule aus Dunkelheit im Licht.
Die Vampirfrau verharrte so still und aufrecht wie eine Statue. Das dicke dunkle Haar hing ihr schwer und lang über die Schultern. Ihre Aura kreiselte um sie herum und zeichnete ihre Silhouette mit Gold und Rostrot nach, sodass es aussah, als tropfe Blut von ihr herab. Sie sah jung aus, ihr Gesicht war glatt und heiter - bis sie Elena bemerkte.
Ihre Augen waren dunkel, leer - und alt, sehr alt. Diese Augen hatten gesehen, wie aus winzigen Dörfern große Städte geworden und dann zu Asche zerfallen waren, wieder und wieder. Celines zarte Augenbrauen zogen sich in die Höhe, während sie die drei erwartungsvoll anblickte.
Elena blieb ruhig im Eingang der Höhle stehen, während Stefano und Meredith sich mit erhobenen Stäben an den gegenüberliegenden Wänden positionierten und auf ihre Chance warteten. Celine war zu mächtig, um sie direkt anzugreifen, aber wenn sie abgelenkt war oder wenn Elena ihre Wächterkräfte gegen sie einsetzte ... Meredith wechselte einen Blick mit Elena und Elena verstand. Würde sie die Alte lange genug ruhig halten können, damit einer der beiden angreifen konnte?
Celine verharrte auch weiterhin in völliger Reglosigkeit, ihre grausamen dunklen Augen fest auf Elena gerichtet. Sie kann mir nicht wehtun, rief Elena sich ins Gedächtnis. Sie holte tief Luft und schaffte es, ihre Kräfte abzurufen. Energie floss in ihrem Geist zusammen. Sie bündelte sie und richtete die Macht wie einen Pfeil auf Celine.
Die Alte zuckte nur mit den Lippen. »Keine Chance, kleine Wächterin«, sagte sie lächelnd. »Ich kenne dein Geheimnis.«
Sie hob die Hand, als ob sie etwas von der Decke pflücken wollte. Mit einem heftigen Krachen barst die steinerne Höhlendecke.
»Elena, lauf!«, schrie Stefano. Ehe sie sich bewegen konnte, stürzten die Felsbrocken auf sie herab.
»Stefano ...«, sagte sie noch, bevor alles schwarz wurde.
Elena zuckte zusammen bei der Erinnerung an die schwere Gehirnerschütterung, mit der sie erwacht war. Celine war längst verschwunden gewesen. Daraufhin hatten Stefano und Meredith sich geweigert, sie noch einmal auf die Jagd mitzunehmen. Da Celine wusste, dass Elena zwar nicht durch übernatürliche, wohl aber durch natürliche Kräfte - wie einen Felssturz - getötet werden konnte, hielten sie es für zu gefährlich, sie in die Nähe der Ursprünglichen zu lassen. Von da an hatte Elena ihre Wächterkräfte aus der Ferne benutzt, genau wie Bonnie und Alaric es recherchiert hatten, und sie hatte Magie angewandt, um Celine aufzuspüren.
Aber jetzt war Celine tot.
Elena ignorierte die Blut fecken, zog Stefano an sich und küsste ihn, zuerst zärtlich und dann leidenschaftlicher. »Du hast es geschafft. Du bist wunderbar«, murmelte sie dicht an seinen Lippen.
Sie spürte, wie er lächelte. Dann zog er sich zurück und umfasste ihre Wange. Sein eindringlicher Blick war so liebevoll, dass Elena schwindelig wurde. »Ohne dich hätten wir es nicht geschafft«, sagte er.
»Natürlich nicht«, witzelte Elena mit Blick auf den schmalen Lederkasten, in dem Stefanos Kampfstab lag.
»Es ist viel mehr als das«, meinte Stefano kopfschüttelnd. »Nichts von alldem hätte ich ohne dich tun können. Alles, was ich tue, Elena, mache ich deinetwegen.« Seine Augen glänzten und er strich ihr mit den Fingern sanft über die Wange. »Du bist in Sicherheit. Es ist vorbei. Jetzt, da Celine tot ist, gibt es keine ursprünglichen Vampire mehr.«
»Keine, von denen wir wissen«, wandte Elena ein und verzog kläglich die Lippen. Wenn es eines gab, was sie im Laufe der vergangenen Jahre gelernt hatte, dann dies: Es war niemals wirklich vorbei.
»Zumindest im Augenblick sind wir hier sicher.« Er küsste sie erneut und Elena gab sich dem Kuss hin. Ihre Seelen verbanden sich, und sie spürten, wie sehr sie einander liebten und begehrten, bis Elena sich widerstrebend von ihm löste.
»Wir müssen gleich zu Bonnies Geburtstagsparty«, sagte sie entschieden.
Stefano lächelte und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er zurücktrat. »Kein Problem«, sagte er. »Wir haben schließlich jede Menge Zeit.«
Dann ging er entspannt ins Badezimmer, um eine Dusche zu nehmen.
Elena sah ihm nachdenklich hinterher. Er hatte recht. Jetzt, da Elena vom Wasser der Ewigen Jugend und des Ewigen Lebens getrunken hatte, würde sie für immer an Stefanos Seite sein. Sie hatten tatsächlich alle Zeit der Welt.
Und doch hämmerte sich mit jedem Herzschlag die düstere Vorahnung in ihren Kopf zurück. Trotz ihrer gemeinsamen Unsterblichkeit, trotz Celines Tod beschlich Elena das furchtbare Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlief.
Kapitel Zwei
Heute war Bonnie glücklich. Beim Aufwachen stieg ihr der Duft des köstlichen Frühstücks in die Nase, das Zander zubereitet hatte, und die Sonne schien - wie zu ihren Ehren - an diesem ersten richtigen Sommertag zum Fenster herein. Und dann sang ihre ganze Kindergartengruppe »Happy Birthday« und schenkte ihr eine riesige Karte, auf der einundzwanzig bunte kleine Handabdrücke prangten und einundzwanzig Namen mit verwackelten Druckbuchstaben gemalt waren, von Astrid bis Zachary. Bonnie hatte den Kindern im Laufe des Jahres beigebracht, ihre Namen zu schreiben.
»Es war das Schönste, was ich jemals bekommen habe«, sagte Bonnie und blickte ihre Freunde glücklich an. »Eine der Mütter hat mir sogar Muffins gebacken.«
Jetzt saß sie auf einem samtenen Sofa in einer hübschen Bar und genoss das Leben.
Meredith, elegant wie immer in einem klassischen schwarzen Kleid, reichte Bonnie ein Glas Champagner, während sie sich neben sie setzte. Alaric, seit sechs Monaten Meredith' Ehemann, tätschelte voller Zuneigung Bonnies Schulter und nahm sich dann einen Stuhl.
»Deine Gruppe klingt ganz entzückend«, meinte Meredith. »Aber ich denke, das schönste Geschenk ist, dass Zander in diese Cocktailbar namens Beauty Mark mitgekommen ist.«
»Zander macht mich gern glücklich«, erwiderte Bonnie schlicht. Sie sah ihren Freund an, der rittlings auf einem grazilen goldverzierten Stuhl mit pinkfarbenem Leopardenmuster saß. Sie beobachtete, wie Zander mit dem Stuhl kippelte und die Arme spreizte, während er etwas zu seinem Rudelgefährten Jared sagte. Der Stuhl knarrte und wackelte beunruhigend unter seinem Gewicht. Bonnie zuckte zusammen. »Aber das hier ist eindeutig nicht sein natürliches Biotop«, gab sie zu.
Werwolfmänner wirkten irgendwie immer zu groß und zu kraftstrotzend für geschlossene Räume, so als ob sie jeden Augenblick versehentlich etwas demolieren könnten. Werwolfmädchen dagegen ... Shay, Zanders Stellvertreterin, sah Bonnie in die Augen und hob ihr eigenes Glas zu einem stummen Toast. Shay hatte nicht oft Gelegenheit, mädchenhafte Dinge zu tun, und es sah ganz so aus, als genösse sie den Abend. Bonnie blinzelte ein wenig und fing einen Schimmer von Shays bleicher Haut auf. Trug sie etwa Glamour Puder?
»Gott sei Dank geht Shay jetzt mit Jared, stimmt's?«, sagte Elena, ließ sich neben Bonnie aufs Sofa fallen und folgte ihrem Blick. Stefano, der neben ihnen stand, verneigte sich beinahe förmlich vor Bonnie.
»Alles Gute zum Geburtstag, Bonnie«, sagte er feierlich und reichte ihr zwei Päckchen. Das größere war in getüpfeltes Papier gewickelt und mit einer rosafarbenen Schleife zugebunden; das kleinere war viel schwerer und in dunkles Seidenpapier eingepackt, das in allen Regenbogenfarben schimmerte.
»Das große ist von uns«, erklärte Elena. »Das andere ist von Damon. Er hat es uns geschickt.«
»Ooh, danke«, sagte Bonnie und beäugte neugierig die Päckchen. Sie hatte noch nie zuvor ein Geschenk von Damon bekommen, aber sie ging davon aus, dass es etwas Besonderes sein würde. Damon war so elegant, so kultiviert, so faszinierend mit seinem glatten dunklen Haar und dem bezaubernden Lächeln, das er gelegentlich für Bonnie übrig gehabt hatte ... Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass er einem Mädchen etwa eine DVD schenkte. Nicht dass etwas an einer DVD auszusetzen gewesen wäre, aber ...
Um höflich zu sein, öffnete sie Elenas und Stefanos Geschenk zuerst: ein zartes, duftiges Top, auf das sie ein Auge geworfen hatte, als sie vor einigen Wochen mit Elena shoppen gewesen war. »Hinreißend«, sagte sie mit einem Augenzwinkern und hielt es sich an. »Vielen Dank.« Sie streckte Elena und Meredith ihr Handgelenk hin und zeigte ihnen ein goldenes Filigranarmband, das mit Halbedelsteinen besetzt war. »Seht mal, was Zander mir geschenkt hat! Und er hat mir ungefähr einen Jahresvorrat an kretischem Bergtee geschenkt - ein Kraut zur Herstellung von Zaubermitteln«, fügte sie an Elena gewandt hinzu. »Es ist total schwer zu finden. Er muss es eigens für mich bestellt haben.«
»Toll«, meinte Elena, und Meredith nickte anerkennend. Für einen so männlichen Jungen war Zander wirklich überraschend gut darin, Geschenke für ein Mädchen auszusuchen.
Bonnie geriet wie jedes Mal ins Schwärmen, wenn sie an Zanders unzählige wunderbare Eigenschaften dachte. Doch da war ja noch das geheimnisvolle Päckchen von Damon.
Vorsichtig entfernte sie das Seidenpapier. Eine kleine runde Schachtel kam zum Vorschein, die perfekt in ihren Handteller passte. Sie sah beinahe so aus wie ein Flussstein, grau poliert mit einem leicht blauen Schimmer. In der Schachtel befand sich ein zierlicher, aus dem gleichen bläulich grauen Material geschnitzter Vogel an einer zarten Silberkette. Außerdem war ein klein zusammengefalteter Brief aus dickem cremefarbenem Papier darin.
»Wow«, murmelte Elena und beugte sich vor, um den Vogel genauer zu betrachten. »Was ist das? Es sieht alt aus.«
Bonnie faltete den Brief auseinander.
Mein kleines Rotkäppchen, stand da in Damons eleganter Schrift, herzlichen Glückwunsch zum Vierundzwanzigsten. Das ist immer noch lächerlich jung, aber wenigstens bist du jetzt kein Kind mehr. Das Geschenk stammt aus Ägypten und ist noch älter als ich. Der Vogel ist ein Falke. Eine Hexe, die ich in Luxor kennengelernt habe, sagte mir, dass er Macht und Weisheit und Schutz repräsentiere - alles Dinge, die ich dir wünsche. Sei stark, sei weise, sei beschützt.
Bonnie lächelte. Damon konnte manchmal überraschend süß und gefühlvoll sein.
Darunter stand in einer anderen Tinte, als habe er es in letzter Minute hingekritzelt:
Wie ich gehört habe, bist du immer noch mit dem übermütigen Wolfsjungen zusammen. Sag ihm, er soll sich benehmen, sonst bekommt er es mit mir zu tun.
Immer noch irgendwie süß, befand Bonnie und steckte den Brief in ihre Tasche.
»Lass es mich zumachen.« Zander kam herbei und schob ihr Haar beiseite, dann hakte er den Verschluss der Kette ein und drückte ihr einen Kuss auf den Nacken.
»Damon hat dich einen übermütigen Wolfsjungen genannt «, erzählte Bonnie ihm. »Du sollst dich benehmen. «
»Ah, er hat mich erwähnt?«, fragte Zander freundlich. »Ich bin gerührt.«
Jared schnaubte und Shays Augen wurden schmal. Die meisten aus Zanders Rudel hatten niemals wirklich Verständnis für Damon aufgebracht.
Oder, überlegte Bonnie, vielleicht haben sie ihn zu gut verstanden. Als das Rudel Damon kennengelernt hatte, hatte er eine ... schwierige Zeit durchgemacht. Um die Wahrheit zu sagen, war er gefährlich gewesen, und trotz der Tatsache, dass sie ein- oder zweimal Seite an Seite gegen eine größere Bedrohung gekämpft hatten, hatte ihm die kleine Schar von ursprünglichen Werwölfen, die Dalcrest beschützte, nicht vertraut.
Aber jetzt, da die Wächter ihn und Elena miteinander verbunden hatten, war er nicht mehr so gefährlich. Denn wenn Damon jemals einem Menschen etwas zuleide tat, würde das Elena verletzen. Und wenn er jemanden tötete, würde Elena sterben. Jeder, der Damons wilde Entschlossenheit gesehen hatte, als Elena in Gefahr gewesen war, wusste, dass er ihr niemals wehtun würde.
Außerdem, dachte Bonnie pragmatisch, während sie die Falkenkette kühl an ihrem Hals spürte, sieht es ganz danach aus, als sei Damon für immer verschwunden. Ein bisschen vermisste sie ihn - es hatte von jeher eine besondere Verbindung zwischen ihr und Damon bestanden -, aber ohne ihn war es vielleicht besser. Ruhiger war es mit Sicherheit.
»Matt ist da«, sagte Stefano, der eben noch Elena etwas ins Ohr geflüstert hatte. Einen Vampir kann man eben nie überraschen, dachte Bonnie trocken.
In diesem Moment steuerte Matt tatsächlich auf ihre Ecke in der Bar zu. Er küsste Bonnie auf die Wange und überreichte ihr ein Päckchen. »Hey«, sagte er. »Alles Gute zum Geburtstag. Tut mir leid, dass ich so spät dran bin.«
»Kein Problem«, antwortete Bonnie, während sie verstohlen das Geschenk betastete, um herauszufinden, was es war. Eine DVD, dachte sie. »Wo ist Jasmine?«
Matt verzog das Gesicht. »Sie wollte wirklich mitkommen, aber sie hat Bereitschaftsdienst in der Notaufnahme «, antwortete er. »Ich soll dir auch von ihr gratulieren und dir ausrichten, dass sie dich nächste Woche irgendwann zum Mittagessen einladen will.«
»Ziemlich gute Entschuldigung«, stellte Bonnie fest. »Entweder geht man zu Bonnies Geburtstagsumtrunk, oder man hält sich bereit, um Leben zu retten.«
»Tja, aber da Jasmine nun nicht hier ist«, wandte sich Matt lächelnd an Meredith und Stefano, »könnt ihr mir ja erzählen, was mit Celine passiert ist. Sie ist tot, oder?«
Das ist das Problem mit Jasmine, dachte Bonnie und trank einen Schluck. Seit zwei Jahren war sie mit Matt zusammen und alle mochten sie wirklich gern, aber sie wusste eben nicht die ganze Wahrheit - über keinen von ihnen. Jasmine wusste, dass Bonnie gern wahrsagte und auf Kräuter und New-Age-Zeug stand, aber sie wusste nicht, dass sie wirklich eine Hexe war. Sie wusste, dass Alaric seinen Doktor in paranormaler Forschung und Volkskunde machte, aber sie hatte keine Ahnung, dass die Dinge, mit denen er sich beschäftigte, tatsächlich real waren; sie dachte einfach, er sei Akademiker. Und mit Sicherheit wusste sie nicht die Wahrheit über Stefano oder Zander und seine Kumpel oder über Elena. Sie kannte nicht einmal Matt wirklich, denn sie hatte keine Ahnung, dass er immer wieder gegen das Böse gekämpft hatte, keinen Schimmer davon, wie stark und mutig er eigentlich war. Sie hielt ihn einfach für einen ganz normalen netten Jungen.
Vielleicht sollte Bonnie etwas langsamer machen mit den Champagnercocktails, denn sie hörte sich laut sagen: »Matt, wie kannst du Jasmine lieben, wenn sie nicht mal weiß, wer du bist?«
Matt versteifte sich, presste die Lippen zusammen, und Bonnie wurde rot. Würde sie jemals lernen, den Mund zu halten? »So ist es sicherer für sie«, antwortete Matt angespannt und sah sie mit seinen hellblauen Augen an. »Ich will einfach, dass Jasmine ein normales Leben hat.«
Bonnie schnürte es die Kehle zu. Sie erinnerte sich daran, wie es war, als sie und Zander einander vor mehr als fünf Jahren endlich die Wahrheit gesagt hatten. Wie sie nervös seine Hand gehalten hatte. Normal sein wird völlig überschätzt, hatte sie ihm gesagt, und sie hatten einander geküsst, süß und aufrichtig, und alles offenbart. Sie konnte sich nicht vorstellen, Geheimnisse vor jemandem zu haben, den sie liebte.
»Okay«, erwiderte sie schließlich kleinlaut und schaffte es, Matt anzulächeln. Aber es war ein schiefes Lächeln, denn sie musste gegen das Brennen in ihren Augen anblinzeln.
Es folgte ein Augenblick der verlegenen Stille.
»Wie auch immer«, brach Meredith mit erzwungenem Lachen das Schweigen. »Da du schon danach gefragt hast ...« Und damit begann sie, Matt den Kampf zu beschreiben, den sie und Stefano mit Celine ausgefochten hatten.
Es war eine dramatische Geschichte mit knappem Ausgang. Bevor sie Celine endlich erreichen konnten, mussten sie Geheimgänge durchstreifen, Meredith musste ihre Kampfqualitäten unter Beweis stellen und Stefano seine Vampirgeschwindigkeit und Stärke einsetzen. Aber schließlich hatten sie sie in Atlanta aufgespürt, waren ihren Vampirsoldaten ausgewichen und hatten sie mit Elenas magischem Blut getötet.
Als Meredith und Stefano an diesem Abend zum ersten Mal davon erzählt hatten, hatte Bonnie geradezu an ihren Lippen gehangen.
Doch jetzt unterdrückte sie höflich ein Gähnen und sah sich etwas gelangweilt um. Alle anderen waren immer noch wie gebannt. Selbst Alaric, der für gewöhnlich ebenso wie Bonnie mehr an der magischen als an der physischen Seite eines Kampfs gegen Ungeheuer interessiert war, stellte intelligente Fragen nach der Waffe.
Sie seufzte und richtete ihren Blick wieder pflichtschuldig auf Meredith. Möglicherweise, das musste Bonnie zugeben, war sie ein klein wenig eifersüchtig. Denn sie war bei der Suche nach Celine nicht um Hilfe gebeten worden.
Bonnie war gut darin, gegen das Böse zu kämpfen. Es war nur leider so, dass sie nicht mehr wirklich gebraucht wurde. Denn im Gegensatz zu ihr hatten ihre Freunde Superkräfte erlangt - waren schneller, stärker geworden, in Elenas Fall sogar unsterblich.
Bonnie verscheuchte dieses Gefühl und nippte erneut an ihrem Drink. Mach dich nicht lächerlich, befahl sie sich energisch.
Als Meredith zum Ende der Geschichte kam - Stefano war gerade dabei, Celine den Kopf abzutrennen, während die Ursprüngliche sich in Todeskrämpfen wand -, fing Zander Bonnies Blick auf, sprang plötzlich mit einem Satz auf die Füße und warf dabei seinen zierlichen vergoldeten Stuhl polternd um.
»Hoppla«, rief er und zwinkerte Bonnie zu, während er sich ihr näherte. Sie grinste ihn an. Vielleicht hatte sie ihre Gefühle doch nicht so gut verborgen, wie sie gedacht hatte. »Zeit, auf das Geburtstagskind anzustoßen «, verkündete er, und alle standen auf.
»Okay«, fuhr Zander etwas nachdenklicher fort. »Ich mache den Anfang. Was gibt es über Bonnie McCullough zu sagen, das ihr nicht alle bereits wisst?« Er zog sie enger an sich, legte ihr seinen starken Arm um die Schultern und sie lehnte sich glücklich an ihn. »Also, da wäre zum Beispiel der erste Abend, nachdem wir in unsere Wohnung eingezogen waren. Mir war unheimlich in diesem brandneuen Appartement und ich konnte nicht schlafen. Aber dann fing Bonnie an, mir über die Selkies aus der schottischen Mythologie zu erzählen. Sie war so klug und sah so hinreißend aus im Mondschein, dass ich mich sofort in sie verliebt hätte, wäre ich das nicht ohnehin schon gewesen. Als ich einschlief, dachte ich: Mit Bonnie zusammenzuziehen, war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.« Er küsste sie kurz und seine meerblauen Augen strahlten voller Liebe, dann hob er sein Glas. »Was ich natürlich auch schon vorher wusste. Auf Bonnie!«
Alle tranken einen Schluck, dann räusperte sich Meredith. »Ohne Bonnie hätte ich die Hochzeit nicht durchgestanden «, begann sie. Ihre olivfarbenen Wangen röteten sich leicht, als sie hinzufügte: »Ihr wisst ja alle, wie meine Eltern sind. Und als ich ihr Pläneschmieden für die Hochzeit einfach nicht mehr aushalten konnte, haben Bonnie und Elena mich zu einem Ausflug entführt, damit ich wieder einen klaren Kopf bekam.«
Elena begann zu lachen. »Das war allein Bonnies Idee.«
»Sie haben mich zu diesem Baseballkäfig unten im Park geschleppt«, fuhr Meredith fort, »mir einen Helm auf den Kopf gesetzt und die Maschine angestellt, und ich habe Bälle geschlagen, bis ich nicht mehr länger den Wunsch hatte, nach Vegas durchzubrennen. Und Bonnie hat dagesessen und mir Ratschläge gegeben und mir einen Hotdog gekauft, als ich fertig war.« Sie schlang einen Arm um Bonnie und zog sie fest an sich, Wange an Wange. »Die besten Freundinnen aller Zeiten.«
»Jetzt bin ich dran«, sagte Elena, als Meredith Bonnie losließ. »Also, wie ihr euch erinnern werdet, haben Bonnie, Meredith und ich uns vier Jahre lang auf dem College ein Zimmer geteilt. Als wir im letzten Sommer unseren Abschluss machten, war es« - sie zuckte die Achseln - »irgendwie beängstigend. Denn ab jetzt würden wir nicht mehr jede Minute füreinander da sein. In der letzten Nacht beschloss Bonnie, eine Übernachtungsparty zu feiern wie auf der Junior High. Wir machten einander die Haare und die Nägel, waren albern und riefen unsere Freunde an ...«
»Ich war ziemlich überrascht«, fügte Alaric feierlich hinzu.
»Es war eine echt verrückte Nacht«, fuhr Elena fort, »Meredith und ich haben eine Weile gebraucht, um uns darauf einzulassen, aber Bonnie hat uns einfach beschwatzt und am Ende war es perfekt. Wie unter Schwestern.« Als Elena ihr Glas hob, erinnerte Bonnie sich plötzlich wieder daran, wie Elena in jener Nacht ausgesehen hatte: Ihr für gewöhnlich perfekt sitzendes Haar hing in hundert schlampigen Zöpfchen herab und sie lachte ausgelassen in diesem rosafarbenen Pyjama. Elena sollte wirklich mehr lachen.
»Wie unter Velociraptor-Schwestern «, korrigierte Bonnie ihre Freundin und Elena lächelte über ihren alten Schwur.
Dann trat Matt vor. »Meine Lieblingserinnerung an Bonnie in diesem Jahr hat mit Alarics und Meredith' Hochzeit zu tun«, erklärte er. »Jasmine war euch gegenüber immer noch ein wenig verlegen - sie wusste, dass wir schon lange Freunde waren, und ich schätze, das ist für jeden etwas einschüchternd, der neu zu uns stößt.«
»Das ist es allerdings«, stimmte Zander lauthals zu. »Und dabei sind Jasmine und ich wirklich umwerfend.«
»Aber jetzt reden wir über mich, Schatz«, brachte Bonnie ihn zum Schweigen.
»Wie auch immer«, sprach Matt weiter. »Beim Empfang nahm Bonnie Jasmine unter ihre Fittiche, und ehe ich michs versah, tanzte sie mit allen Mädels und amüsierte sich bestens.«
»Ich war richtig neidisch darauf, wie toll sie tanzen kann«, ergänzte Bonnie. Jasmine hatte in dieser Nacht einfach zauberhaft ausgesehen in einem kurzen blaugrünen Kleid, das sehr gut zu ihren langen dunklen Locken und ihrer karamellfarbenen Haut gepasst hatte. Doch am schönsten war es gewesen, ihre Augen jedes Mal aufleuchten zu sehen, wenn sie Matt anblickte. Matt verdient jemanden, der erkennt, wie großartig er ist, dachte Bonnie. Und so hatte sie sich wirklich größte Mühe gegeben, Jasmine die Befangenheit zu nehmen.
Wenn Matt sich verliebte, dann verliebte er sich gründlich und dauerhaft. Aber in der Vergangenheit hatte er nicht viel Glück gehabt. Deshalb wollte Bonnie unbedingt, dass es mit Jasmine und ihm funktionierte, auch wenn er nicht die ganze Wahrheit über sich selbst offenbaren wollte. Aber sie wünschte es sich um seinetwillen.
Stefano hob sein Glas. »Bonnie, als ich dich kennen lernte, wirktest du so süß und unschuldig und so jung. Ich habe dich nicht so ernst genommen, wie ich das hätte tun sollen. Aber es dauerte nicht lange, bis ich begriff, wie falsch das war. Du bist spontan und intuitiv und hast ein warmes, liebevolles Herz. Trinken wir darauf, dass dein fünfundzwanzigstes Lebensjahr noch besser wird als das vorangegangene.«
All ihre Freunde lächelten Bonnie mit erhobenen Gläsern an, und sie lächelte zurück, gerührt von der Zuneigung, die ihr entgegenströmte. Selbst wenn sie für den Kampf gegen Ungeheuer nicht mehr wirklich gebraucht wurde, wusste sie doch, dass alle sie liebten.
Heute war Bonnie glücklich.
Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe bei cbt Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
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Autoren-Porträt von Lisa J. Smith
Lisa J. Smith hat schon früh mit dem Schreiben begonnen. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie bereits während ihres Studiums. Sie lebt mit einem Hund, einer Katze und ungefähr 10.000 Büchern im Norden Kaliforniens.Michaela Link lebt mit ihrem Mann und engstem Mitarbeiter auf einem aufgelassenen Bauernhof in Norddeutschland. Sie hat zahlreiche Romane aller Art aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und auch selbst einige phantastische und historische Romane geschrieben.
Produktdetails
- Autor: Lisa J. Smith
- Altersempfehlung: 13 - 99 Jahre
- 2014, Deutsche Erstausgabe., 336 Seiten, Maße: 12,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Link, Michaela
- Übersetzer: Michaela Link
- Verlag: cbt
- ISBN-10: 3570380475
- ISBN-13: 9783570380475
- Erscheinungsdatum: 09.06.2014
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