Eragon - Das Erbe der Macht
Band 4
Kaum eine Fantasy-Serie hat die Leser so begeistert wie die Eragon-Saga. Tauchen Sie ein in das grandiose Finale des Eragon-Universums.
Ein schrecklicher Krieg wütet in Alagaësia. Alle Völker haben sich...
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Produktinformationen zu „Eragon - Das Erbe der Macht “
Kaum eine Fantasy-Serie hat die Leser so begeistert wie die Eragon-Saga. Tauchen Sie ein in das grandiose Finale des Eragon-Universums.
Ein schrecklicher Krieg wütet in Alagaësia. Alle Völker haben sich zusammengeschlossen und ziehen in den Kampf gegen Galbatorix, den grausamen Herrscher des Imperiums. Eragon weiß, dass er und Saphira ihm irgendwann gegenüberstehen werden. Treue Gefährten kämpfen an seiner Seite, allen voran die wunderschöne, kluge Elfe Arya. Doch der finstere König ist nahezu unbesiegbar, denn er besitzt die Macht zahlloser Drachen, deren Seelenhort, den Eldunarí, er an sich gerissen hat. Ein neuer Drache und ein neuer Drachenreiter verändern das Kräfteverhältnis. Wird Eragon Galbatorix besiegen können? Oder muss er sich geschlagen geben? Eine Prophezeiung besagt, dass Eragon Alagaësia für immer verlassen wird.
SPIEGEL Bestseller!
"Warten wir auf den Schluss der Drachen-Saga wie Eragon, begierig darauf, dass er und Saphira am Ende König Galbatorix gegenüberstehen und das Schicksal des finsteren Königs besiegeln würden."
FAZ
Klappentext zu „Eragon - Das Erbe der Macht “
Das lang ersehnte, grandiose Finale der Eragon-SagaEin schrecklicher Krieg wütet in Alagaësia. Alle Völker haben sich zusammengeschlossen und ziehen in den Kampf gegen Galbatorix, den grausamen Herrscher des Imperiums. Eragon weiß, dass er und Saphira ihm irgendwann gegenüberstehen werden. Treue Gefährten kämpfen an seiner Seite, allen voran die wunderschöne, kluge Elfe Arya. Doch der finstere König ist nahezu unbesiegbar, denn er besitzt die Macht zahlloser Drachen, deren Seelenhort, den Eldunarí, er an sich gerissen hat. Ein neuer Drache und ein neuer Drachenreiter verändern das Kräfteverhältnis. Wird Eragon Galbatorix besiegen können? Oder muss er sich geschlagen geben? Eine Prophezeiung besagt, dass Eragon Alagaësia für immer verlassen wird ...
Mit seiner Drachenreitersaga Eragon begeistert Christopher Paolini ein Millionenpublikum. Alte Fans und neue Leser*innen lieben Alagaësia, die fantastische und faszinierende Welt der Drachenreiter, die Christopher Paolini mit seinem im November 2023 erscheinenden neuen Roman »Murtagh« noch weiter ausbaut.
Alle Bände der »World of Eragon«:
Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter (Band 1)
Eragon - Der Auftrag des Ältesten (Band 2)
Eragon - Die Weisheit des Feuer (Band 3)
Eragon - Das Erbe der Macht (Band 4)
Die Gabel, die Hexe und der Wurm. Geschichten aus Alagaësia. Band 1: Eragon (Kurzgeschichten, Band 1)
Murtagh - Eine dunkle Bedrohung
Lese-Probe zu „Eragon - Das Erbe der Macht “
Eragon - Das Erbe der Macht von Christopher Paolini... mehr
Es war ein durchdringendes, schrilles, schauderhaftes Kreischen wie von Metall, das über Stein kratzt. Eragons Zähne vibrierten mit. Er hielt sich die Ohren zu und verzog das Gesicht, während er sich umdrehte und versuchte, die Quelle des Lärms auszumachen. Saphira warf den Kopf hin und her, und trotz des Getöses hörte er ihr gequältes Wimmern.
Eragon ließ den Blick zweimal über den Innenhof wandern, bevor er eine schwache Staubwolke bemerkte, die sich oben an der Mauer des Bergfrieds aus einem einen Fuß breiten Riss erhob. Der Riss war unter dem geschwärzten, teilweise zerstörten Fenster entstanden, wo Bloedhgarm den Magier getötet hatte. Als das Kreischen an Intensität zunahm, ging Eragon das Risiko ein, die Hand von einem Ohr zu nehmen, um auf den Riss zu deuten.
»Da!«, rief er Arya zu, die bestätigend nickte. Er drückte sich die Hand wieder aufs Ohr.
Unvermittelt brach das Kreischen ab.
Eragon wartete einen Moment, dann ließ er langsam die Hände sinken und wünschte sich ausnahmsweise, sein Gehör wäre nicht gar so scharf.
Im gleichen Augenblick erweiterte sich der Riss, bis er mehrere Fuß aufklaffte, und raste an der Mauer des Bergfrieds hinab. Wie ein Blitz schlug er unten ein, zerschmetterte den Schlussstein über dem Torbogen des Turms und ließ kieselgroße Steine herabhageln. Die ganze Burg ächzte, und von dem zerstörten Fenster bis hinab zu dem zerbrochenen Schlussstein begann sich die Front des Bergfrieds vom Rest des Mauerwerks zu lösen und nach außen zu neigen.
»Lauft!«, rief Eragon den Varden zu, die bereits zu beiden Seiten des Innenhofs davonsprangen, verzweifelt darauf bedacht, von der gefährlichen Mauer wegzukommen. Eragon trat einen einzigen Schritt vor - jeder Muskel in seinem Körper war gespannt -, während er versuchte, irgendwo in dem Gedränge der Krieger Roran auszumachen.
Endlich entdeckte Eragon ihn. Er war hinter der letzten Gruppe von Männern am Eingang eingezwängt. Roran brüllte die anderen wie wahnsinnig an, aber seine Worte gingen in dem Aufruhr unter. Dann sackte die Mauer mehrere Zoll in die Tiefe. Sie löste sich noch weiter vom Rest des Turms und ließ Steine auf Roran prasseln, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und zwang ihn, rückwärts unter den Schutz des Eingangs zu stolpern.
Als Roran sich aus seiner geduckten Haltung aufrichtete, trafen sich ihre Blicke, und Eragon sah in seinen Augen ein Aufblitzen von Furcht und Hilflosigkeit, gefolgt von Resignation, als wisse Roran, dass er sich, wie schnell er auch rannte, unmöglich rechtzeitig in Sicherheit würde bringen können.
Ein schiefes Lächeln umspielte Rorans Lippen.
Und die Mauer fiel.
...
VIERTES KAPITEL
König Katze
»Wo bist du gewesen?«, fragte Garrow. Die Linien in seinem Gesicht wirkten halt im Kerzenlicht, »Die Pferde müssen hereingeholt werden.«
Eragon hatte alle Mühe, sich nicht restlos in seinen Tagträumen zu verlieren, während er auf dem Podest in der Haupthalle des Bergfrieds stand, gleich rechts neben Lord Bradburns Thron. Er legte die linke Hand auf den Knauf von Brisingr, das in der Scheide stakte, und nahm eine lässigere Pose ein, um sich seine Erschöpfung nicht anmerken zu lassen.
Auf der anderen Seite des Throns stand Jörmundur, den Helm unter den linken Arm geklemmt. Er hatte an den Schläfen grau meliertes, sonst braunes Haar, .das hinten zu einem langen Zopf geflochten war. Sein hageres Gesicht zeigte den einstudiert leeren Ausdruck einer Person, die über reichlich Erfahrung darin verfügte, auf andere zu warten. Eragon bemerkte eine dünne, rote Linie entlang der Unterkante von Jörmundurs Armschutz, die von irgendeiner Wunde stammen musste. Aber Jörmundur ließ keine Anzeichen von Schmerz erkennen.
Zwischen den beiden saß Nasuada, wunderschön anzusehen in einem grünen und gelben Gewand, das sie eben erst angelegt hatte; ihre leuchtend bunte Kriegstracht war ihr dem diplomatischen Protokoll allzu unangemessen erschienen. Auch sie hatte während des Kampfes Blessuren davongetragen, wie der weiße Leinenverband um ihre linke Hand bewies.
Mit leiser Stimme, sodass nur Eragon und Jörmundur sie hören konnten, sagte Nasuada: »Wenn wir doch ihre Unterstützung gewinnen könnten ...«
»Aber was werden sie als Gegenleistung erwarten?«, fragte Jörmundur. »Unsere Schatztruhen sind fast leer, und unsere Zukunft ist ungewiss.«
Beinahe ohne die Lippen zu bewegen, antwortete sie: »Vielleicht wünschen sie sich nichts weiter von uns als die Gelegenheit zu einem Vergeltungsschlag gegen Galbatorix.« Sie hielt inne, »Wenn nicht, werden wir andere Mittel als Gold finden müssen, um sie dazu zu bringen, sich unseren Reihen anzuschließen.«
»Vielleicht ein paar Fässer Sahne?«, warf Eragon ein, was Jörmundur ein Kichern entlockte und Nasuada ein leises Lachen.
Ihr gerauntes Gespräch brach ab, als vor der Haupthalle drei Trompeten erklangen. Kurz darauf kam ein flachshaariger Page durch die offene Tür am anderen Ende der Halle marschiert.. Sein Gewand war mit der Standarte der Varden bestickt - einem weißen Drachen auf purpurnem Feld, der eine Rose über einem nach unten zeigenden Schwert hält. Der Page klopfte mit seinem Zeremonienstab auf den Boden und verkündete mit dünner, bebender Stimme: »Seine Erhabenste Königliche Hoheit, Grimrr Halbtatze, König der Werkatzen, Lord der Einsamen Orte, Herrscher über die Nächtlichen Gefilde und Der Da Allein Wandelt.«
Was für ein seltsamer Titel: Der Da Allein Wandelt, bemerkte Eragon zu Saphira.
Aber wohlverdient, würde ich vermuten, erwiderte sie und er konnte ihre Erheiterung spüren, auch wenn er Saphire dort, wo sie im Bergfried der Burg zusammengerollt lag, nicht sehen konnte.
Der Page trat beiseite und durcn die Tür stolzierte Grimrr Halbtatze in Menschengestalt, gefolgt von vier anderen Werkatzen, die auf großen, zottigen Pfoten dicht hinter ihm hertappten. Die vier ähnelten Solembum, der einzigen anderen Werkatze, die Eragon in ihrer Tiergestalt gesehen hatte: massige Schultern, lange Gliedmaßen, kurze dunkle Halskrausen und Schnurrhaare, Pinselohren und Schwänze mit schwarzer Spitze, die sie anmutig hin und her zucken ließen.
Grimrr Halbtatze ähnelte jedoch keiner Person oder Kreatur, die Kragen je gesehen hatte. Mit ungefähr vier Fuß brachte er es auf die gleiche Größe wie ein Zwerg, aber niemand hätte ihn für einen Zwerg oder gar für einen Menschen gehalten. Er hatte ein kleines, spitzes Kinn, breite Wangenknochen und unter nach eben geschwungenen Brauen schrägstehende, grüne Augen, umkränzt von flügelähnlichen Wimpern. Vorn hing ihm das zottelige, schwarze Haar tief in die Stirn, während es ihm an den Seiten und hinten schwer, glatt und glänzend bis auf die Schultern fiel und den Mähnen seiner Gefährten glich. Das Alter der Werkatze vermochte Eragon nicht zu schätzen.
Die einzigen Kleider, die Grimrr trug, waren eine Weste aus rauem Leder und ein Lendentuch aus Kaninchenfell. An der Vorderseite seiner Weste hingen etwa ein Dutzend Tierschädel - von Vögeln, Mäusen und anderen kleinen Geschöpfen -, und wenn er sich bewegte, stießen die Schädel gegeneinander. Ein in der Scheide steckender Dolch ragte schräg aus dem Gürtel seines Lendentuchs hervor. Zahlreiche Narben, dünn und weiß, zeichneten seine nussbraune Haut wie Kratzer einen oft benutzten Stuhl oder Tisch. Und wie sein Name vermuten ließ, fehlten ihm zwei Finger an der linken Hand; sie schienen abgebissen worden zu sein.
Trotz der Zartheit seiner Züge war Grimrr zweifellos männlichen Geschlechts, wie die harten, sehnigen Muskeln an Armen und Brust, die Schmalheit seiner Hüften und die federnde Kraft seines Gangs unschwer erkennen ließen.
Während sie gemächlich durch die Halle auf Nasuada zukamen, schien keine der Werkatzen die Leute zu bemerken, die zu beiden Seiten ihres Weges aufgereiht standen und sie beobachteten - bis Grimrr die Kräuterhexe Angela erreichte, die neben Roran stand und mit sechs Nadeln gleichzeitig einen Ringelstrumpf strickte.
Grimrrs Augen wurden schmal, als er die Kräuterhexe gewahrte, und die Haare stellten sich ihm auf, genau wie seinen vier Wachen, zog die Lippen zurück, um zwei Paar geschwungener weißer Reißzähne zu entblößen, und zu Fragens Erstaunen stieß er ein kurzes, lautes Zischen aus.
Angela sah mit gelangweilter, überlegener Miene von dem Strumpf aufm. »Piep piep«, sagte sie.
Einen Moment lang dachte Eragon, die Werkatze würde die Kräuterhexe angreifen. Eine dunkle, fleckige Röte überzog Grimrrs Hals und Gesicht, seine Nasenflügel bebten und er knurrte sie stumm an. Die anderen Werkatzen duckten sich tief, die Ohren flach an den Kopf gelegt und bereit, sich auf Angela zu stürzen.
Überall in der Halle hörte Kragen das Schleifen von Klingen, die halb aus ihren Scheiden gezogen wurden.
Grimrr zischte abermals, dann wandte er sich von der Kräuterhexe ab und schritt weiter. Als die letzte Werkatze in der Reihe an Angela vorbeikam, hob sie eine Pfote und schlug verstohlen nach Odem Garn, das von Angeles Nadeln herabhing, gerade so, wie eine verspielte Hauskatze es vielleicht getan hätte.
Saphiras Verwirrung entsprach der Eragons. Piep piep?, fragte sie.
Er zuckte die Achseln, wobei er vergaß, dass sie ihn nicht sehen konnte. Wer weiß schon, warum Angela etwas tut oder sagt?
Schließlich stand Grimrr vor Nasuada, Er neigte kaum merklich den Kopf und vermittelte mit seiner Haltung das überlegene, an Arroganz grenzende Selbstbewusstsein, das allein Katzen, Drachen und gewissen hochgeborenen Frauen vorbehalten ist.
»Lady Nasuada«, sagte er. Seine Stimme war überraschend tief - eher das leise, hustende Brüllen einer männlichen Wildkatze als die hohen, schrillen Töne des Knaben, dem er glich.
Nasuada neigte ihrerseits den Kopf. »König Halbtatze. Ihr seid den Varden höchst willkommen, Ihr und Euer gesamtes Volk. Ich muss mich für König Orrins Abwesenheit entschuldigen; er konnte nicht hier sein, um Euch zu begrüßen, wie es sein Wunsch war, denn er und seine Reiter sind in eben diesem Augenblick damit beschäftigt, unsere Westflanke gegen ein Kontingent von Galbatorix' Truppen zu verteidigen.«
»Natürlich, Lady Nasuada«, erwiderte Grimrr. Seine scharfen Zähne blitzten auf, während er sprach. »Man darf seinen Feinden niemals den Rücken zukehren.«
»So ist es ... Und welchem Umstand verdanke ich das unerwartete Vergnügen Eures Besuches, Hoheit? Werkatzen waren schon immer für ihre verborgene und abgeschiedene Lebensweise bekannt und dafür, dass sie sich aus den Konflikten ihrer Zeit heraushalten, vor allem seit dem Untergang der Heiter. Man könnte sogar sagen, dass man Euresgleichen Existenz im Laufe des vergangenen Jahrhunderts mehr und mehr für eine Legende hielt. Warum habt Ihr Euch also jetzt dafür entschieden, Euch zu offenbaren?«
Grimrr hob den rechten Arm und zeigte mit einem gekrümmten Finger, an dessen Ende ein klauenähnlicher Nagel saß, auf Eragon. Das ließ den Drachenreiter aus seinem jüngsten Tagtraum aufschrecken, bei dem es um einen Orgel, einen Zwerg und zwei Schwerter aus Eis gegangen war.
»Seinetwegen«, knurrte die Werkatze. »Man greift einen anderen Jäger nicht an, ohne dessen Schwäche zu kennen, und Galbatorix hat uns die seine jetzt offenbart: Er wird Eragon Schattentöter oder Saphira Bjartskular nicht töten. Lange haben wir auf diese Gelegenheit gewartet und
wir werden sie ergreifen. Galbatorix wird lernen uns zu fürchten und zu hassen; zumindest wird er das Ausmaß seines Irrtums begreifen und erkennen, dass wir für seinen Untergang verantwortlich sind. Und wie süß diese Rache schmecken wird, so süß wie das Mark eines zarten, jungen Wildschweins!
Die Zeit ist. gekommen, Mensch, da alle Völker, selbst das der Werkatzen, zusammenstehen und Galbatorix beweisen müssen, dass er unseren Kampfeswillen nicht gebrochen hat. Wir wollen uns Eurer Armee anschließen, Lady Nasuada, als freie Verbündete, und Euch helfen, dieses Ziel zu erreichen.«
Was Nasuada dachte, wusste Eragon nicht, aber er selbst war beeindruckt von der Ansprache der Werkatze, und Saphire ebenfalls.
Nach einer kurzen Pause erwiderte Nasuada: »Eure Worte klingen überaus angenehm in meinen Ohren, Euer Hoheit. Aber bevor ich Euer Angebot annehmen kann, gibt es Antworten, die ich von Euch erwarte, wenn Ihr dazu bereit seid.«
Mit unerschütterlich gleichgültiger Miene wedelte Grimrr mit der Hand. »Das bin ich.«
»Euer Volk war so verschwiegen und so schwer zu finden, dass ich gestehen muss, von Eurer Hoheit erst am heutigen Tag erfahren zu haben. Tatsächlich wusste ich bisher nicht einmal, dass Euer Volk überhaupt einen hat.«
»Ich bin kein König, wie Eure Könige es sind«, erwiderte Grimrr. »Im Wesentlichen ziehen Werkatzen es vor, allein zu wandeln, doch selbst wir müssen einen Anführer wählen,' dem wir folgen können, wenn wir in den Krieg ziehen.«
»Ich verstehe. Sprecht Ihr dann im Namen Eures ganzen Volkes oder nur für jene, die mit Euch reisen?«
Grimrr schwoll die Brust, und seine Miene wurde, falls das überhaupt möglich war, noch selbstzufriedener. »Ich spreche für mein ganzes Volk, Lady Nasuada«, schnurrte er. »Jede rüstige Werkatze in Alagaesia, bis auf jene, die Junge säugen, ist hierher gekommen, um zu kämpfen. Wir sind nur wenige, aber niemand ist uns ebenbürtig, was Wildheit in der Schlacht betrifft. Ich kann außerdem über die Eingestaltler verfügen, obwohl ich nicht für sie sprechen kann, denn sie sind ebenso dumm wie andere Tiere. Trotzdem werden sie tun, was wir von ihnen verlangen.«
»Eingestaltler?«, hakte nach.
»Jene, die Ihr als Katzen kennt. Jene, die ihre Häute nicht verändern können, wie wir es zu tun pflegen.«
»Und Ihr verfügt über ihre Loyalität?«
»Jawohl. Sie bewundern uns ... was nur natürlich ist.«
Wenn das wahr ist, was er, sagt, bemerkte Eragon zu Saphira, könnten sich die Werkatzen als unglaublich wertvoll erweisen.
Daraufhin wollte Nasuada wissen: »Und was begehrt Ihr als Gegenleistung für Eure Unterstützung von uns, König Halbtatze?« Sie sah Dragon an und lächelte, dann fügte sie hinzu: »Wir können Euch so viel Sahne anbieten, wie Ihr wünscht, aber darüber hinaus sind unsere Mittel begrenzt. Wenn Eure Krieger erwarten, für ihre Mühen bezahlt zu werden, fürchte ich, dass sie bitter enttäuscht sein werden.«
»Sahne ist etwas für kleine Kätzchen, und Gold interessiert uns nicht«, erwiderte Grimrr. Während er sprach, hob er die rechte Hand und inspizierte mit halb geschlossenen Lidern seine Nägel. »Unsere Bedingungen sind Folgende: Jeder von uns erhält einen Dolch, mit dem er kämpfen kann, falls er nicht bereits einen besitzt. Jeder von uns soll zwei maßgeschneiderte Rüstungen bekommen, eine für die zweibeinige Gestalt und eine für die vierbeinige. Ansonsten benötigen wir keine weitere Ausrüstung: keine Zelte, keine Decken, keine Teller, keine Löffel. Jedem von uns wird pro Tag eine Ente vorgesetzt oder eine Gans, ein Huhn oder ein ähnlicher Vogel, und jeden zweiten Tag bekommen wir eine Schale mit frisch gehackter Leber. Selbst wenn wir uns dafür entscheiden, sie nicht zu verzehren, wird die Mahlzeit für uns bereitgestellt. Außerdem gibt es noch eine Bedingung für den Fall, dass Ihr diesen Krieg gewinnen solltet: Wer immer Euer nächster König oder Eure nächste Königin wird - und jeder, der danach Anspruch auf diesen Titel erhebt -, wird neben seinem Thron an einem Ehrenplatz ein gepolstertes Kissen liegen haben, auf den einer von uns sitzen kann, sollte dies unser Wunsch sein.«
»Ihr feilscht wie ein Rechtsgelehrter der Zwerge«, meinte Nasuada trocken. Sie beugte sich zu Jörmundur hinüber, und Eragon hörte sie flüstern: »Haben wir genug Leber, um sie alle zu füttern?«
»Ich denke«, erwiderte Jörmundur mit gleichermaßen gesenkter Stimme. »Aber das hängt von der Größe der Schalen ab.«
Nasuada richtete sich wieder auf. »Zwei Rüstungen sind eine zu viel, König Halbtatze. Eure Krieger werden sich entscheiden müssen, ob Sie als Katzen oder als Menschen kämpfen wollen, und dann müssen sie an ihrer Entscheidung festhalten. Ich kann es mir nicht leisten, sie für beide Gestalten auszustatten.«
Wenn Grimrr einen Schwanz gehabt hätte, dessen war Eragon sich sicher, hätte der jetzt hin und her gezuckt. Wie die Dinge lagen, änderte die Werkatze lediglich ihre Position, als sei es ihr unbehaglich, so lange auf einem Fleck zu stehen. »Also gut, Lady Nasuada.«
»Eines noch. Galbatorix hat überall Spione und Mörder. Daher ist unabdingbare Voraussetzung für Euren Anschluss an die Varden, dass ihr zustimmt, Euer Gedächtnis von einem unserer Zauberer untersuchen zu lassen. Wir müssen uns davon überzeugen, dass Galbatorix keinen Anspruch auf Euch hat.«
Grimrr rümpfte die Nase. »Ihr wäret töricht, es nicht zu tun. Wenn jemand mutig genug ist, unsere Gedanken zu lesen, soll er es ruhig tun. Aber nicht sie.« Er drehte sich es und zeigte auf Angela. »Niemals sie.«
Nasuada zögerte und Eragon konnte sehen, dass sie gern gefragt hätte, warum, sich jedoch zurückhielt. »So sei es. Ich werde sofort nach Magiern schicken, damit wir diese Angelegenheit ohne Verzug klären können. Wenn wir gesehen haben, was sie herausfinden - und das wird gewiss nichts Unziemliches sein -, wird es mir eine Ehre sein, ein Bündnis zwischen Euch und den Varden zu schließen, König Halbtatze.«
Auf ihre Worte hin brachen alle Menschen in der Halle in Jubel aus und begannen zu klatschen, Angela eingeschlossen. Selbst die Elfen schienen sich zu freuen.
Die Werkatzen jedoch reagierten überhaupt nicht, sondern legten lediglich - ungehalten wegen des Lärms - die Ohren an.
Exzerpt © 2010 by Christopher Paolini
Übersetzung: Michaela Link
Es war ein durchdringendes, schrilles, schauderhaftes Kreischen wie von Metall, das über Stein kratzt. Eragons Zähne vibrierten mit. Er hielt sich die Ohren zu und verzog das Gesicht, während er sich umdrehte und versuchte, die Quelle des Lärms auszumachen. Saphira warf den Kopf hin und her, und trotz des Getöses hörte er ihr gequältes Wimmern.
Eragon ließ den Blick zweimal über den Innenhof wandern, bevor er eine schwache Staubwolke bemerkte, die sich oben an der Mauer des Bergfrieds aus einem einen Fuß breiten Riss erhob. Der Riss war unter dem geschwärzten, teilweise zerstörten Fenster entstanden, wo Bloedhgarm den Magier getötet hatte. Als das Kreischen an Intensität zunahm, ging Eragon das Risiko ein, die Hand von einem Ohr zu nehmen, um auf den Riss zu deuten.
»Da!«, rief er Arya zu, die bestätigend nickte. Er drückte sich die Hand wieder aufs Ohr.
Unvermittelt brach das Kreischen ab.
Eragon wartete einen Moment, dann ließ er langsam die Hände sinken und wünschte sich ausnahmsweise, sein Gehör wäre nicht gar so scharf.
Im gleichen Augenblick erweiterte sich der Riss, bis er mehrere Fuß aufklaffte, und raste an der Mauer des Bergfrieds hinab. Wie ein Blitz schlug er unten ein, zerschmetterte den Schlussstein über dem Torbogen des Turms und ließ kieselgroße Steine herabhageln. Die ganze Burg ächzte, und von dem zerstörten Fenster bis hinab zu dem zerbrochenen Schlussstein begann sich die Front des Bergfrieds vom Rest des Mauerwerks zu lösen und nach außen zu neigen.
»Lauft!«, rief Eragon den Varden zu, die bereits zu beiden Seiten des Innenhofs davonsprangen, verzweifelt darauf bedacht, von der gefährlichen Mauer wegzukommen. Eragon trat einen einzigen Schritt vor - jeder Muskel in seinem Körper war gespannt -, während er versuchte, irgendwo in dem Gedränge der Krieger Roran auszumachen.
Endlich entdeckte Eragon ihn. Er war hinter der letzten Gruppe von Männern am Eingang eingezwängt. Roran brüllte die anderen wie wahnsinnig an, aber seine Worte gingen in dem Aufruhr unter. Dann sackte die Mauer mehrere Zoll in die Tiefe. Sie löste sich noch weiter vom Rest des Turms und ließ Steine auf Roran prasseln, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und zwang ihn, rückwärts unter den Schutz des Eingangs zu stolpern.
Als Roran sich aus seiner geduckten Haltung aufrichtete, trafen sich ihre Blicke, und Eragon sah in seinen Augen ein Aufblitzen von Furcht und Hilflosigkeit, gefolgt von Resignation, als wisse Roran, dass er sich, wie schnell er auch rannte, unmöglich rechtzeitig in Sicherheit würde bringen können.
Ein schiefes Lächeln umspielte Rorans Lippen.
Und die Mauer fiel.
...
VIERTES KAPITEL
König Katze
»Wo bist du gewesen?«, fragte Garrow. Die Linien in seinem Gesicht wirkten halt im Kerzenlicht, »Die Pferde müssen hereingeholt werden.«
Eragon hatte alle Mühe, sich nicht restlos in seinen Tagträumen zu verlieren, während er auf dem Podest in der Haupthalle des Bergfrieds stand, gleich rechts neben Lord Bradburns Thron. Er legte die linke Hand auf den Knauf von Brisingr, das in der Scheide stakte, und nahm eine lässigere Pose ein, um sich seine Erschöpfung nicht anmerken zu lassen.
Auf der anderen Seite des Throns stand Jörmundur, den Helm unter den linken Arm geklemmt. Er hatte an den Schläfen grau meliertes, sonst braunes Haar, .das hinten zu einem langen Zopf geflochten war. Sein hageres Gesicht zeigte den einstudiert leeren Ausdruck einer Person, die über reichlich Erfahrung darin verfügte, auf andere zu warten. Eragon bemerkte eine dünne, rote Linie entlang der Unterkante von Jörmundurs Armschutz, die von irgendeiner Wunde stammen musste. Aber Jörmundur ließ keine Anzeichen von Schmerz erkennen.
Zwischen den beiden saß Nasuada, wunderschön anzusehen in einem grünen und gelben Gewand, das sie eben erst angelegt hatte; ihre leuchtend bunte Kriegstracht war ihr dem diplomatischen Protokoll allzu unangemessen erschienen. Auch sie hatte während des Kampfes Blessuren davongetragen, wie der weiße Leinenverband um ihre linke Hand bewies.
Mit leiser Stimme, sodass nur Eragon und Jörmundur sie hören konnten, sagte Nasuada: »Wenn wir doch ihre Unterstützung gewinnen könnten ...«
»Aber was werden sie als Gegenleistung erwarten?«, fragte Jörmundur. »Unsere Schatztruhen sind fast leer, und unsere Zukunft ist ungewiss.«
Beinahe ohne die Lippen zu bewegen, antwortete sie: »Vielleicht wünschen sie sich nichts weiter von uns als die Gelegenheit zu einem Vergeltungsschlag gegen Galbatorix.« Sie hielt inne, »Wenn nicht, werden wir andere Mittel als Gold finden müssen, um sie dazu zu bringen, sich unseren Reihen anzuschließen.«
»Vielleicht ein paar Fässer Sahne?«, warf Eragon ein, was Jörmundur ein Kichern entlockte und Nasuada ein leises Lachen.
Ihr gerauntes Gespräch brach ab, als vor der Haupthalle drei Trompeten erklangen. Kurz darauf kam ein flachshaariger Page durch die offene Tür am anderen Ende der Halle marschiert.. Sein Gewand war mit der Standarte der Varden bestickt - einem weißen Drachen auf purpurnem Feld, der eine Rose über einem nach unten zeigenden Schwert hält. Der Page klopfte mit seinem Zeremonienstab auf den Boden und verkündete mit dünner, bebender Stimme: »Seine Erhabenste Königliche Hoheit, Grimrr Halbtatze, König der Werkatzen, Lord der Einsamen Orte, Herrscher über die Nächtlichen Gefilde und Der Da Allein Wandelt.«
Was für ein seltsamer Titel: Der Da Allein Wandelt, bemerkte Eragon zu Saphira.
Aber wohlverdient, würde ich vermuten, erwiderte sie und er konnte ihre Erheiterung spüren, auch wenn er Saphire dort, wo sie im Bergfried der Burg zusammengerollt lag, nicht sehen konnte.
Der Page trat beiseite und durcn die Tür stolzierte Grimrr Halbtatze in Menschengestalt, gefolgt von vier anderen Werkatzen, die auf großen, zottigen Pfoten dicht hinter ihm hertappten. Die vier ähnelten Solembum, der einzigen anderen Werkatze, die Eragon in ihrer Tiergestalt gesehen hatte: massige Schultern, lange Gliedmaßen, kurze dunkle Halskrausen und Schnurrhaare, Pinselohren und Schwänze mit schwarzer Spitze, die sie anmutig hin und her zucken ließen.
Grimrr Halbtatze ähnelte jedoch keiner Person oder Kreatur, die Kragen je gesehen hatte. Mit ungefähr vier Fuß brachte er es auf die gleiche Größe wie ein Zwerg, aber niemand hätte ihn für einen Zwerg oder gar für einen Menschen gehalten. Er hatte ein kleines, spitzes Kinn, breite Wangenknochen und unter nach eben geschwungenen Brauen schrägstehende, grüne Augen, umkränzt von flügelähnlichen Wimpern. Vorn hing ihm das zottelige, schwarze Haar tief in die Stirn, während es ihm an den Seiten und hinten schwer, glatt und glänzend bis auf die Schultern fiel und den Mähnen seiner Gefährten glich. Das Alter der Werkatze vermochte Eragon nicht zu schätzen.
Die einzigen Kleider, die Grimrr trug, waren eine Weste aus rauem Leder und ein Lendentuch aus Kaninchenfell. An der Vorderseite seiner Weste hingen etwa ein Dutzend Tierschädel - von Vögeln, Mäusen und anderen kleinen Geschöpfen -, und wenn er sich bewegte, stießen die Schädel gegeneinander. Ein in der Scheide steckender Dolch ragte schräg aus dem Gürtel seines Lendentuchs hervor. Zahlreiche Narben, dünn und weiß, zeichneten seine nussbraune Haut wie Kratzer einen oft benutzten Stuhl oder Tisch. Und wie sein Name vermuten ließ, fehlten ihm zwei Finger an der linken Hand; sie schienen abgebissen worden zu sein.
Trotz der Zartheit seiner Züge war Grimrr zweifellos männlichen Geschlechts, wie die harten, sehnigen Muskeln an Armen und Brust, die Schmalheit seiner Hüften und die federnde Kraft seines Gangs unschwer erkennen ließen.
Während sie gemächlich durch die Halle auf Nasuada zukamen, schien keine der Werkatzen die Leute zu bemerken, die zu beiden Seiten ihres Weges aufgereiht standen und sie beobachteten - bis Grimrr die Kräuterhexe Angela erreichte, die neben Roran stand und mit sechs Nadeln gleichzeitig einen Ringelstrumpf strickte.
Grimrrs Augen wurden schmal, als er die Kräuterhexe gewahrte, und die Haare stellten sich ihm auf, genau wie seinen vier Wachen, zog die Lippen zurück, um zwei Paar geschwungener weißer Reißzähne zu entblößen, und zu Fragens Erstaunen stieß er ein kurzes, lautes Zischen aus.
Angela sah mit gelangweilter, überlegener Miene von dem Strumpf aufm. »Piep piep«, sagte sie.
Einen Moment lang dachte Eragon, die Werkatze würde die Kräuterhexe angreifen. Eine dunkle, fleckige Röte überzog Grimrrs Hals und Gesicht, seine Nasenflügel bebten und er knurrte sie stumm an. Die anderen Werkatzen duckten sich tief, die Ohren flach an den Kopf gelegt und bereit, sich auf Angela zu stürzen.
Überall in der Halle hörte Kragen das Schleifen von Klingen, die halb aus ihren Scheiden gezogen wurden.
Grimrr zischte abermals, dann wandte er sich von der Kräuterhexe ab und schritt weiter. Als die letzte Werkatze in der Reihe an Angela vorbeikam, hob sie eine Pfote und schlug verstohlen nach Odem Garn, das von Angeles Nadeln herabhing, gerade so, wie eine verspielte Hauskatze es vielleicht getan hätte.
Saphiras Verwirrung entsprach der Eragons. Piep piep?, fragte sie.
Er zuckte die Achseln, wobei er vergaß, dass sie ihn nicht sehen konnte. Wer weiß schon, warum Angela etwas tut oder sagt?
Schließlich stand Grimrr vor Nasuada, Er neigte kaum merklich den Kopf und vermittelte mit seiner Haltung das überlegene, an Arroganz grenzende Selbstbewusstsein, das allein Katzen, Drachen und gewissen hochgeborenen Frauen vorbehalten ist.
»Lady Nasuada«, sagte er. Seine Stimme war überraschend tief - eher das leise, hustende Brüllen einer männlichen Wildkatze als die hohen, schrillen Töne des Knaben, dem er glich.
Nasuada neigte ihrerseits den Kopf. »König Halbtatze. Ihr seid den Varden höchst willkommen, Ihr und Euer gesamtes Volk. Ich muss mich für König Orrins Abwesenheit entschuldigen; er konnte nicht hier sein, um Euch zu begrüßen, wie es sein Wunsch war, denn er und seine Reiter sind in eben diesem Augenblick damit beschäftigt, unsere Westflanke gegen ein Kontingent von Galbatorix' Truppen zu verteidigen.«
»Natürlich, Lady Nasuada«, erwiderte Grimrr. Seine scharfen Zähne blitzten auf, während er sprach. »Man darf seinen Feinden niemals den Rücken zukehren.«
»So ist es ... Und welchem Umstand verdanke ich das unerwartete Vergnügen Eures Besuches, Hoheit? Werkatzen waren schon immer für ihre verborgene und abgeschiedene Lebensweise bekannt und dafür, dass sie sich aus den Konflikten ihrer Zeit heraushalten, vor allem seit dem Untergang der Heiter. Man könnte sogar sagen, dass man Euresgleichen Existenz im Laufe des vergangenen Jahrhunderts mehr und mehr für eine Legende hielt. Warum habt Ihr Euch also jetzt dafür entschieden, Euch zu offenbaren?«
Grimrr hob den rechten Arm und zeigte mit einem gekrümmten Finger, an dessen Ende ein klauenähnlicher Nagel saß, auf Eragon. Das ließ den Drachenreiter aus seinem jüngsten Tagtraum aufschrecken, bei dem es um einen Orgel, einen Zwerg und zwei Schwerter aus Eis gegangen war.
»Seinetwegen«, knurrte die Werkatze. »Man greift einen anderen Jäger nicht an, ohne dessen Schwäche zu kennen, und Galbatorix hat uns die seine jetzt offenbart: Er wird Eragon Schattentöter oder Saphira Bjartskular nicht töten. Lange haben wir auf diese Gelegenheit gewartet und
wir werden sie ergreifen. Galbatorix wird lernen uns zu fürchten und zu hassen; zumindest wird er das Ausmaß seines Irrtums begreifen und erkennen, dass wir für seinen Untergang verantwortlich sind. Und wie süß diese Rache schmecken wird, so süß wie das Mark eines zarten, jungen Wildschweins!
Die Zeit ist. gekommen, Mensch, da alle Völker, selbst das der Werkatzen, zusammenstehen und Galbatorix beweisen müssen, dass er unseren Kampfeswillen nicht gebrochen hat. Wir wollen uns Eurer Armee anschließen, Lady Nasuada, als freie Verbündete, und Euch helfen, dieses Ziel zu erreichen.«
Was Nasuada dachte, wusste Eragon nicht, aber er selbst war beeindruckt von der Ansprache der Werkatze, und Saphire ebenfalls.
Nach einer kurzen Pause erwiderte Nasuada: »Eure Worte klingen überaus angenehm in meinen Ohren, Euer Hoheit. Aber bevor ich Euer Angebot annehmen kann, gibt es Antworten, die ich von Euch erwarte, wenn Ihr dazu bereit seid.«
Mit unerschütterlich gleichgültiger Miene wedelte Grimrr mit der Hand. »Das bin ich.«
»Euer Volk war so verschwiegen und so schwer zu finden, dass ich gestehen muss, von Eurer Hoheit erst am heutigen Tag erfahren zu haben. Tatsächlich wusste ich bisher nicht einmal, dass Euer Volk überhaupt einen hat.«
»Ich bin kein König, wie Eure Könige es sind«, erwiderte Grimrr. »Im Wesentlichen ziehen Werkatzen es vor, allein zu wandeln, doch selbst wir müssen einen Anführer wählen,' dem wir folgen können, wenn wir in den Krieg ziehen.«
»Ich verstehe. Sprecht Ihr dann im Namen Eures ganzen Volkes oder nur für jene, die mit Euch reisen?«
Grimrr schwoll die Brust, und seine Miene wurde, falls das überhaupt möglich war, noch selbstzufriedener. »Ich spreche für mein ganzes Volk, Lady Nasuada«, schnurrte er. »Jede rüstige Werkatze in Alagaesia, bis auf jene, die Junge säugen, ist hierher gekommen, um zu kämpfen. Wir sind nur wenige, aber niemand ist uns ebenbürtig, was Wildheit in der Schlacht betrifft. Ich kann außerdem über die Eingestaltler verfügen, obwohl ich nicht für sie sprechen kann, denn sie sind ebenso dumm wie andere Tiere. Trotzdem werden sie tun, was wir von ihnen verlangen.«
»Eingestaltler?«, hakte nach.
»Jene, die Ihr als Katzen kennt. Jene, die ihre Häute nicht verändern können, wie wir es zu tun pflegen.«
»Und Ihr verfügt über ihre Loyalität?«
»Jawohl. Sie bewundern uns ... was nur natürlich ist.«
Wenn das wahr ist, was er, sagt, bemerkte Eragon zu Saphira, könnten sich die Werkatzen als unglaublich wertvoll erweisen.
Daraufhin wollte Nasuada wissen: »Und was begehrt Ihr als Gegenleistung für Eure Unterstützung von uns, König Halbtatze?« Sie sah Dragon an und lächelte, dann fügte sie hinzu: »Wir können Euch so viel Sahne anbieten, wie Ihr wünscht, aber darüber hinaus sind unsere Mittel begrenzt. Wenn Eure Krieger erwarten, für ihre Mühen bezahlt zu werden, fürchte ich, dass sie bitter enttäuscht sein werden.«
»Sahne ist etwas für kleine Kätzchen, und Gold interessiert uns nicht«, erwiderte Grimrr. Während er sprach, hob er die rechte Hand und inspizierte mit halb geschlossenen Lidern seine Nägel. »Unsere Bedingungen sind Folgende: Jeder von uns erhält einen Dolch, mit dem er kämpfen kann, falls er nicht bereits einen besitzt. Jeder von uns soll zwei maßgeschneiderte Rüstungen bekommen, eine für die zweibeinige Gestalt und eine für die vierbeinige. Ansonsten benötigen wir keine weitere Ausrüstung: keine Zelte, keine Decken, keine Teller, keine Löffel. Jedem von uns wird pro Tag eine Ente vorgesetzt oder eine Gans, ein Huhn oder ein ähnlicher Vogel, und jeden zweiten Tag bekommen wir eine Schale mit frisch gehackter Leber. Selbst wenn wir uns dafür entscheiden, sie nicht zu verzehren, wird die Mahlzeit für uns bereitgestellt. Außerdem gibt es noch eine Bedingung für den Fall, dass Ihr diesen Krieg gewinnen solltet: Wer immer Euer nächster König oder Eure nächste Königin wird - und jeder, der danach Anspruch auf diesen Titel erhebt -, wird neben seinem Thron an einem Ehrenplatz ein gepolstertes Kissen liegen haben, auf den einer von uns sitzen kann, sollte dies unser Wunsch sein.«
»Ihr feilscht wie ein Rechtsgelehrter der Zwerge«, meinte Nasuada trocken. Sie beugte sich zu Jörmundur hinüber, und Eragon hörte sie flüstern: »Haben wir genug Leber, um sie alle zu füttern?«
»Ich denke«, erwiderte Jörmundur mit gleichermaßen gesenkter Stimme. »Aber das hängt von der Größe der Schalen ab.«
Nasuada richtete sich wieder auf. »Zwei Rüstungen sind eine zu viel, König Halbtatze. Eure Krieger werden sich entscheiden müssen, ob Sie als Katzen oder als Menschen kämpfen wollen, und dann müssen sie an ihrer Entscheidung festhalten. Ich kann es mir nicht leisten, sie für beide Gestalten auszustatten.«
Wenn Grimrr einen Schwanz gehabt hätte, dessen war Eragon sich sicher, hätte der jetzt hin und her gezuckt. Wie die Dinge lagen, änderte die Werkatze lediglich ihre Position, als sei es ihr unbehaglich, so lange auf einem Fleck zu stehen. »Also gut, Lady Nasuada.«
»Eines noch. Galbatorix hat überall Spione und Mörder. Daher ist unabdingbare Voraussetzung für Euren Anschluss an die Varden, dass ihr zustimmt, Euer Gedächtnis von einem unserer Zauberer untersuchen zu lassen. Wir müssen uns davon überzeugen, dass Galbatorix keinen Anspruch auf Euch hat.«
Grimrr rümpfte die Nase. »Ihr wäret töricht, es nicht zu tun. Wenn jemand mutig genug ist, unsere Gedanken zu lesen, soll er es ruhig tun. Aber nicht sie.« Er drehte sich es und zeigte auf Angela. »Niemals sie.«
Nasuada zögerte und Eragon konnte sehen, dass sie gern gefragt hätte, warum, sich jedoch zurückhielt. »So sei es. Ich werde sofort nach Magiern schicken, damit wir diese Angelegenheit ohne Verzug klären können. Wenn wir gesehen haben, was sie herausfinden - und das wird gewiss nichts Unziemliches sein -, wird es mir eine Ehre sein, ein Bündnis zwischen Euch und den Varden zu schließen, König Halbtatze.«
Auf ihre Worte hin brachen alle Menschen in der Halle in Jubel aus und begannen zu klatschen, Angela eingeschlossen. Selbst die Elfen schienen sich zu freuen.
Die Werkatzen jedoch reagierten überhaupt nicht, sondern legten lediglich - ungehalten wegen des Lärms - die Ohren an.
Exzerpt © 2010 by Christopher Paolini
Übersetzung: Michaela Link
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Autoren-Porträt von Christopher Paolini
Christopher Paolini hat nie eine öffentliche Schule besucht, sondern wurde von seiner Mutter zu Hause unterrichtet. Als Jugendlicher entdeckt er die Welt der Bücher. Hingerissen verschlingt er J. R. R. Tolkien, Raymond Feist, die nordischen Heldensagen - und erschafft mit 15 Jahren eine ganz eigene, komplexe Fantasy-Welt, Alagaësia. »Eragon« erscheint zunächst im Selbstverlag der Eltern und avanciert durch Mundpropaganda zum heimlichen Bestseller. Durch den Schriftsteller Carl Hiaasen auf das Buch aufmerksam gemacht, veröffentlicht Random House USA im September 2003 die Buchhandelsausgabe, die seitdem alle Rekorde bricht. Heute wird Christopher Paolini weltweit als Autor gefeiert. Er lebt mit seiner Familie in Paradise Valley, Montana.
Autoren-Interview mit Christopher Paolini
Sie haben "Eragon" in einem Alter geschrieben, in dem andere Jungen Fußball spielen oder den Tag vor dem Computer verbringen. Was war damals Ihre Motivation, ein Buch zu schreiben?Christopher Paolini: Ich habe niemals eine öffentliche Schule besucht, sondern wurde gemeinsam mit meiner Schwester von meiner Mutter, die früher Lehrerin war, unterrichtet. Meinen Highschool-Abschluss habe ich an einer Fernschule gemacht - und zwar bereits im Alter von 15 Jahren. Danach war ich zu jung, um direkt aufs College zu gehen. Also habe ich überlegt, was ich tun könnte, und weil ich in einer sehr ländlichen Gegend von Montana lebe, gab es nicht viel zu tun... Ich habe also beschlossen, einen Roman zu schreiben. Als begeisterter Leser wollte ich einfach mal selbst probieren, eine Geschichte zu schreiben. Ich hatte nicht die Absicht, das Buch zu veröffentlichen oder damit berühmt zu werden. Es war eher so etwas wie eine persönliche Herausforderung.
Glauben Sie, dass die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte von "Eragon", also die Tatsache, dass Sie das Buch mit 15 Jahren geschrieben haben und dass Ihre Eltern es zunächst im Eigenverlag herausgaben, zum heutigen Erfolg der Serie beigetragen hat?
Christopher Paolini: Sicherlich. Viele Leute halten die ganze Geschichte ja für ein Mysterium, und man bezeichnet mich auch als Wunderkind. Das bin ich aber nicht. Jedes Kind könnte so ein Buch schreiben - mit Eltern, wie meine es sind, und mit der passenden Umgebung. Mit der richtigen Unterstützung können Sie auch die Olympischen Spiele gewinnen... Nein, im Ernst: Ich hatte viel Glück mit meinen Eltern, die bereits die Schulbücher meiner Mutter im Eigenverlag veröffentlicht haben und deshalb eine gewisse Erfahrung in dem Geschäft hatten. Und natürlich noch mehr Glück, dass Carl Hiaasen "Eragon" zufällig in die Hände bekam und den
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Kontakt zu Random House herstellte. Vielleicht war es eine Mischung aus beidem: Talent und Glück, aber doch kein Wunder!
Auf Ihrer Buchtour in den USA und jetzt auch hier in Europa werden Sie von Ihren Fans wie ein Rockstar empfangen. Wie lebt es sich als Bestseller-Autor?
Christopher Paolini: Am Anfang war es schwierig für mich, denn der ganze Wirbel und der Ruhm können einen schon überwältigen. Früher bin ich im mittelalterlichen Kostüm durch kleine Buchhandlungen gepilgert und habe die Werbetrommel für mein Buch gerührt. Heute komme ich zu Lesungen und da sitzen Hunderte von Leuten und die haben alle mein Buch gelesen - das ist schon Wahnsinn. Zum Glück sorgt meine Familie dafür, dass ich nicht abhebe. Daheim in Montana habe ich eigentlich noch immer das selbe Leben wie früher - ich treffe die selben Freunde, habe die selben Hobbys und muss wie jeder andere mein Zimmer aufräumen und das Badezimmer putzen. Im Prinzip ist es ein Leben zwischen zwei Extremen: Hier die turbulenten Lesereisen, da mein einsamer Schreibtisch zu Hause, an dem ich den ganzen Tag sitze und schreibe.
Können Sie einen typischen Arbeitstag beschreiben?
Christopher Paolini: Ich stehe frühmorgens auf, frühstücke und setze mich vor den Computer. Dort bleibe ich bis in den späten Nachmittag sitzen, mache vor dem Abendessen noch ein bisschen Sport und dann ist der Tag meist bereits vorbei. So sieht mein Leben aus - sieben Tage in der Woche und jeden Tag des Jahres - abgesehen von Weihnachten und meinem Geburtstag vielleicht. Ich würde sagen, dass ich derzeit 90 Prozent meiner Zeit aufs Schreiben verwende. Gerade wird ja der "Eragon"-Film in Ungarn gedreht, und man hat mich gefragt, warum ich nicht am Drehbuch mitgearbeitet habe. Die Antwort ist leicht: Ich wollte die verbleibenden zehn Prozent meines Privatlebens nicht auch noch für "Eragon" aufgeben.
Woher nehmen Sie die Inspiration für die fantasievollen Geschichten und detailreichen Schilderungen in Ihren Büchern?
Christopher Paolini: Meine erste Inspiration ist meine direkte Umgebung - also die wunderschöne Landschaft von Montana. Leser, die sich hier auskennen, werden vielleicht sogar die eine oder andere Beschreibung aus "Eragon" und "Eldest" wiedererkennen. Manchmal, wenn ich beim Schreiben aus dem Fenster sah, konnte ich den Drachen Saphira sogar fast über die schneebedeckten Gipfel der Beartooth Mountains in der Nähe unseres Hauses fliegen sehen. Inspiriert haben mich natürlich auch die vielen Bücher, die ich während meiner Kindheit und Jugend gelesen habe. In gewisser Weise ist die "Inheritance"-Trilogie das Destillat all meiner Kindheitsbücher.
Manche Kritiker werfen Ihnen vor, dass viele Figuren aus "Eragon" stark an die Charaktere aus Tolkiens "Herr der Ringe" erinnern und dass Ihre Geschichte sich vielleicht ein wenig zu sehr an Lucas' "Krieg der Sterne" orientiert. Was antworten Sie solchen Kritikern?
Christopher Paolini: Natürlich haben mich Tolkien und Lucas inspiriert - so wie viele andere auch. Wie gesagt, die Bücher sind das Ergebnis meiner eigenen Leseerfahrungen - kein Wunder also, wenn es Ähnlichkeiten gibt. Ich liebe Fantasy-Romane und ich wollte selbst Fantasy schreiben - da kommt man ohne typische Figuren wie Elfen, Zwerge und Drachen einfach nicht aus. Aber natürlich wollte ich nicht die Geschichten anderer Autoren neu erfinden, sondern meine ganz eigene Geschichte erzählen. Und ich denke, das ist mir auch gelungen: Eragon und seine Drachendame Saphira sind einzigartig und sie sind so einzigartig, weil sie aus meiner Fantasie entsprungen sind und nicht aus einem anderen Buch.
Warum schreiben Sie gerade Fantasy-Bücher? Warum nicht Krimis oder historische Romane?
Christopher Paolini: Gute Fantasy-Romane sind nichts anderes als eine Interpretation unserer realen Welt. Fantasy-Geschichten handeln von archetypischen Themen und ebenso archetypischen Charakteren, die Menschen in allen Lebenslagen und zu allen Zeiten ansprechen. Ich würde sagen, dass das Herzstück der "Inheritance"-Trilogie die Liebe zwischen Eragon und Saphira ist. Liebe ist ein zeitloses und überhaupt nicht fantasy-spezifisches Thema - nur dass es hier eben um die Liebe zwischen einem Drachenreiter und einem Drachen geht.
Wie lernt man, einen Roman zu schreiben? Haben Sie Tipps für andere Nachwuchsautoren?
Christopher Paolini: Ich glaube, das Schwierige ist nicht, sich eine Geschichte auszudenken, sondern sich danach jeden Tag hinzusetzen und weiterzuschreiben. Bevor man anfängt zu schreiben, sollte man sich das Gerüst für die Geschichte komplett überlegt haben. Vor "Eragon" habe ich schon ein paar Versuche für Bücher gestartet, die alle daran scheiterten, dass ich nicht wusste, was als nächstes passieren sollte. Ich las dann eine Menge Bücher übers Bücherschreiben und entwarf für "Eragon" die komplette Handlung für alle drei Bände. Ich weiß also heute bereits, wie die Trilogie enden wird. Für "Eldest", den zweiten Band, habe ich dann ganz auf Fachliteratur verzichtet und mich auf meine Erfahrung als Autor verlassen. Darum bin ich auf "Eldest" auch in gewisser Weise stolzer als auf "Eragon". Also: Eine tolle Geschichte und eine gute Planung sind das, worauf es ankommt. Denn schließlich ist es nicht sehr praktisch, wenn man in Buch eins eine Figur umbringt, die man in Buch drei noch brauchen kann.(jmw)
© 2005 Bertelsmann Network, Gütersloh
Auf Ihrer Buchtour in den USA und jetzt auch hier in Europa werden Sie von Ihren Fans wie ein Rockstar empfangen. Wie lebt es sich als Bestseller-Autor?
Christopher Paolini: Am Anfang war es schwierig für mich, denn der ganze Wirbel und der Ruhm können einen schon überwältigen. Früher bin ich im mittelalterlichen Kostüm durch kleine Buchhandlungen gepilgert und habe die Werbetrommel für mein Buch gerührt. Heute komme ich zu Lesungen und da sitzen Hunderte von Leuten und die haben alle mein Buch gelesen - das ist schon Wahnsinn. Zum Glück sorgt meine Familie dafür, dass ich nicht abhebe. Daheim in Montana habe ich eigentlich noch immer das selbe Leben wie früher - ich treffe die selben Freunde, habe die selben Hobbys und muss wie jeder andere mein Zimmer aufräumen und das Badezimmer putzen. Im Prinzip ist es ein Leben zwischen zwei Extremen: Hier die turbulenten Lesereisen, da mein einsamer Schreibtisch zu Hause, an dem ich den ganzen Tag sitze und schreibe.
Können Sie einen typischen Arbeitstag beschreiben?
Christopher Paolini: Ich stehe frühmorgens auf, frühstücke und setze mich vor den Computer. Dort bleibe ich bis in den späten Nachmittag sitzen, mache vor dem Abendessen noch ein bisschen Sport und dann ist der Tag meist bereits vorbei. So sieht mein Leben aus - sieben Tage in der Woche und jeden Tag des Jahres - abgesehen von Weihnachten und meinem Geburtstag vielleicht. Ich würde sagen, dass ich derzeit 90 Prozent meiner Zeit aufs Schreiben verwende. Gerade wird ja der "Eragon"-Film in Ungarn gedreht, und man hat mich gefragt, warum ich nicht am Drehbuch mitgearbeitet habe. Die Antwort ist leicht: Ich wollte die verbleibenden zehn Prozent meines Privatlebens nicht auch noch für "Eragon" aufgeben.
Woher nehmen Sie die Inspiration für die fantasievollen Geschichten und detailreichen Schilderungen in Ihren Büchern?
Christopher Paolini: Meine erste Inspiration ist meine direkte Umgebung - also die wunderschöne Landschaft von Montana. Leser, die sich hier auskennen, werden vielleicht sogar die eine oder andere Beschreibung aus "Eragon" und "Eldest" wiedererkennen. Manchmal, wenn ich beim Schreiben aus dem Fenster sah, konnte ich den Drachen Saphira sogar fast über die schneebedeckten Gipfel der Beartooth Mountains in der Nähe unseres Hauses fliegen sehen. Inspiriert haben mich natürlich auch die vielen Bücher, die ich während meiner Kindheit und Jugend gelesen habe. In gewisser Weise ist die "Inheritance"-Trilogie das Destillat all meiner Kindheitsbücher.
Manche Kritiker werfen Ihnen vor, dass viele Figuren aus "Eragon" stark an die Charaktere aus Tolkiens "Herr der Ringe" erinnern und dass Ihre Geschichte sich vielleicht ein wenig zu sehr an Lucas' "Krieg der Sterne" orientiert. Was antworten Sie solchen Kritikern?
Christopher Paolini: Natürlich haben mich Tolkien und Lucas inspiriert - so wie viele andere auch. Wie gesagt, die Bücher sind das Ergebnis meiner eigenen Leseerfahrungen - kein Wunder also, wenn es Ähnlichkeiten gibt. Ich liebe Fantasy-Romane und ich wollte selbst Fantasy schreiben - da kommt man ohne typische Figuren wie Elfen, Zwerge und Drachen einfach nicht aus. Aber natürlich wollte ich nicht die Geschichten anderer Autoren neu erfinden, sondern meine ganz eigene Geschichte erzählen. Und ich denke, das ist mir auch gelungen: Eragon und seine Drachendame Saphira sind einzigartig und sie sind so einzigartig, weil sie aus meiner Fantasie entsprungen sind und nicht aus einem anderen Buch.
Warum schreiben Sie gerade Fantasy-Bücher? Warum nicht Krimis oder historische Romane?
Christopher Paolini: Gute Fantasy-Romane sind nichts anderes als eine Interpretation unserer realen Welt. Fantasy-Geschichten handeln von archetypischen Themen und ebenso archetypischen Charakteren, die Menschen in allen Lebenslagen und zu allen Zeiten ansprechen. Ich würde sagen, dass das Herzstück der "Inheritance"-Trilogie die Liebe zwischen Eragon und Saphira ist. Liebe ist ein zeitloses und überhaupt nicht fantasy-spezifisches Thema - nur dass es hier eben um die Liebe zwischen einem Drachenreiter und einem Drachen geht.
Wie lernt man, einen Roman zu schreiben? Haben Sie Tipps für andere Nachwuchsautoren?
Christopher Paolini: Ich glaube, das Schwierige ist nicht, sich eine Geschichte auszudenken, sondern sich danach jeden Tag hinzusetzen und weiterzuschreiben. Bevor man anfängt zu schreiben, sollte man sich das Gerüst für die Geschichte komplett überlegt haben. Vor "Eragon" habe ich schon ein paar Versuche für Bücher gestartet, die alle daran scheiterten, dass ich nicht wusste, was als nächstes passieren sollte. Ich las dann eine Menge Bücher übers Bücherschreiben und entwarf für "Eragon" die komplette Handlung für alle drei Bände. Ich weiß also heute bereits, wie die Trilogie enden wird. Für "Eldest", den zweiten Band, habe ich dann ganz auf Fachliteratur verzichtet und mich auf meine Erfahrung als Autor verlassen. Darum bin ich auf "Eldest" auch in gewisser Weise stolzer als auf "Eragon". Also: Eine tolle Geschichte und eine gute Planung sind das, worauf es ankommt. Denn schließlich ist es nicht sehr praktisch, wenn man in Buch eins eine Figur umbringt, die man in Buch drei noch brauchen kann.(jmw)
© 2005 Bertelsmann Network, Gütersloh
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Produktdetails
- Autor: Christopher Paolini
- Altersempfehlung: Ab 14 Jahre
- 2011, Deutsche Erstausgabe, 958 Seiten, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Link, Michaela
- Übersetzer: Michaela Link
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 357013816X
- ISBN-13: 9783570138168
- Erscheinungsdatum: 14.11.2011
Rezension zu „Eragon - Das Erbe der Macht “
"Abenteuerlich, exotisch und [...] spannend geschrieben."
Pressezitat
"Der Prinz im Fantasy-Reich." Focus über Christopher Paolini
Kommentar zu "Eragon - Das Erbe der Macht"