Harry Potter und der Stein der Weisen / Harry Potter Bd.1
Für alle, die mit einsteigen wollen in die Welt der Muggel, Magier und Zauberlehrlinge.
Harry ist Vollwaise und lebt bei seinen hartherzigen Verwandten. Bis zu seinem elften Geburtstag glaubt er, ein ganz normaler Junge zu sein. Doch ein Brief,...
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Für alle, die mit einsteigen wollen in die Welt der Muggel, Magier und Zauberlehrlinge.
Harry ist Vollwaise und lebt bei seinen hartherzigen Verwandten. Bis zu seinem elften Geburtstag glaubt er, ein ganz normaler Junge zu sein. Doch ein Brief, der an diesem Tag ins Haus flattert, ändert alles:
Er wird in das Internat Hogwarts beordert. Dort erfährt er, dass seine Eltern berühmte Zauberer waren. Und nun soll auch er diese Kunst erlernen!
Bis zu seinem elften Geburtstag glaubt Harry, er sei ein ganz normaler Junge. Doch dann erfährt er, dass er sich an der Schule für Hexerei und Zauberei einfinden soll - denn er ist ein Zauberer! In Hogwarts stürzt Harry von einem Abenteuer ins nächste und muss gegen Bestien, Mitschüler*innen und Fabelwesen kämpfen. Da ist es gut, dass er schon Freunde gefunden hat, die ihm im Kampf gegen die dunklen Mächte zur Seite stehen.
Ein generationenübergreifender Fantasy-Klassiker
Millionen von Leser*innen und mehrere Generationen sind mit den Geschichten von Harry Potter aufgewachsen. Die Autorin hat mit Hogwarts ein Universum geschaffen, das einzigartig ist und eine immense kulturelle Bedeutung erlangt hat. Neben der magischen Welt und spannenden Abenteuern spielen auch moralische Werte wie Freundschaft, Toleranz, Loyalität und der Einsatz für das Gute eine wichtige Rolle.
Der erste Band als ungekürzte Taschenbuch-Ausgabe - für Harry-Potter-Fans und solche, die es werden wollen!
Harry Potterund der Stein der Weisen von Joanne K.Rowling
LESEPROBE
Ein Junge überlebt
Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolzdarauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. Niemand wäre auf die Ideegekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle Geschichteverstricken, denn mit solchem Unsinn wollten sie nichts zu tun haben.
Mr. Dursley war Direktor einer Firma namens Grunnings, dieBohrmaschinen herstellte. Er war groß und bullig und hatte fast keinen Hals,dafür aber einen sehr großen Schnurrbart. Mrs. Dursley war dünn und blond undbesaß doppelt so viel Hals, wie notwendig gewesen wäre, was allerdings sehrnützlich war, denn so konnte sie den Hals über den Gartenzaun recken und zu denNachbarn hinüberspähen. Die Dursleys hatten einen kleinen Sohn namens Dudleyund in ihren Augen gab es nirgendwo einen prächtigeren Jungen.
Die Dursleys besaßen alles, was sie wollten, doch sie hattenauch ein Geheimnis, und dass es jemand aufdecken könnte, war ihre größte Sorge.Einfach unerträglich wäre es, wenn die Sache mit den Potters herauskommenwürde. Mrs. Potter war die Schwester von Mrs. Dursley; doch die beiden hattensich schon seit etlichen Jahren nicht mehr gesehen. Mrs. Dursley behauptetesogar, dass sie gar keine Schwester hätte, denn diese und deren Nichtsnutz voneinem Mann waren so undursleyhaft, wie man es sich nur denken konnte. Waswürden bloß die Nachbarn sagen, sollten die Potters eines Tages in ihrer Straßeaufkreuzen? Die Dursleys wussten, dass auch die Potters einen kleinen Sohnhatten, doch den hatten sie nie gesehen. Auch dieser Junge war ein guter Grund,sich von den Potters fernzuhalten; mit einem solchen Kind sollte ihr Dudleynicht in Berührung kommen.
Als Mr. und Mrs. Dursley an dem trüben und grauen Dienstag,an dem unsere Geschichte beginnt, die Augen aufschlugen, war an demwolkenverhangenen Himmel draußen kein Vorzeichen der merkwürdigen undgeheimnisvollen Dinge zu erkennen, die bald überall im Land geschehen sollten.Mr. Dursley summte vor sich hin und suchte sich für die Arbeit seinelangweiligste Krawatte aus, und Mrs. Dursley schwatzte munter vor sich hin,während sie mit dem schreienden Dudley rangelte und ihn in seinen Hochstuhlzwängte.
Keiner von ihnen sah den riesigen Waldkauz am Fenstervorbeifliegen.
Um halb neun griff Mr. Dursley nach der Aktentasche, gabseiner Frau einen Schmatz auf die Wange und versuchte es auch bei Dudley miteinem Abschiedskuss. Der ging jedoch daneben, weil Dudley gerade einen Wutanfallhatte und die Wände mit seinem Haferbrei bewarf. »Kleiner Schlingel«, glucksteMr. Dursley, während er nach draußen ging. Er setzte sich in den Wagen und fuhrrückwärts die Einfahrt zu Nummer 4 hinaus.
An der Straßenecke fiel ihm zum ersten Mal etwasMerkwürdiges auf - eine Katze, die eine Straßenkarte studierte. Einen Momentwar Mr. Dursley nicht klar, was er gesehen hatte - dann wandte er rasch denKopf zurück, um noch einmal hinzuschauen. An der Einbiegung zum Ligusterwegstand eine getigerte Katze, aber eine Straßenkarte war nicht zu sehen. Woran ernur wieder gedacht hatte! Das musste eine Sinnestäuschung gewesen sein. Mr.Dursley blinzelte und starrte die Katze an. Die Katze starrte zurück. WährendMr. Dursley um die Ecke bog und die Straße entlangfuhr, beobachtete er dieKatze im Rückspiegel. Jetzt las sie das Schild mit dem Namen Ligusterweg -nein, sie blickte auf das Schild. Katzen konnten weder Karten noch Schilderlesen. Mr. Dursley gab sich einen kleinen Ruck und verjagte die Katze aus seinenGedanken. Während er in Richtung Stadt fuhr, hatte er nur noch den großenAuftrag für Bohrmaschinen im Sinn, der heute hoffentlich eintreffen würde.
Doch am Stadtrand wurden die Bohrmaschinen von etwas anderemaus seinen Gedanken verdrängt. Er saß im üblichen morgendlichen Stau fest undkonnte nicht umhin zu bemerken, dass offenbar eine Menge seltsam gekleideterMenschen unterwegs waren. Menschen in langen und weiten Umhängen. Mr. Dursleykonnte Leute nicht ausstehen, die sich komisch anzogen - wie sich die jungenLeute herausputzten! Das musste wohl irgendeine dumme neue Mode sein. Ertrommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und sein Blick fiel auf eineAnsammlung dieser merkwürdigen Gestalten nicht weit von ihm. Ganz aufgeregtflüsterten sie miteinander. Erzürnt stellte Mr. Dursley fest, dass einige vonihnen überhaupt nicht jung waren; nanu, dieser Mann dort musste älter sein alser und trug einen smaragdgrünen Umhang! Der hatte vielleicht Nerven! Doch dannfiel Mr. Dursley plötzlich ein, dass dies wohl eine verrückte Verkleidung seinmusste - die Leute sammelten offenbar für irgendetwas ja, so musste es sein.Die Autoschlange bewegte sich, und ein paar Minuten später fuhr Mr. Dursley aufden Parkplatz seiner Firma, die Gedanken wieder bei den Bohrern.
In seinem Büro im neunten Stock saß Mr. Dursley immer mitdem Rücken zum Fenster. Andernfalls wäre es ihm an diesem Morgen schwergefallen, sich auf die Bohrer zu konzentrieren. Er bemerkte die Eulennicht, die am helllichten Tage vorbeischossen, wohl aber die Leute unten aufder Straße; sie deuteten in die Lüfte und verfolgten mit offenen Mündern, wieeine Eule nach der andern über ihre Köpfe hinwegflog. Die meisten von ihnenhatten überhaupt noch nie eine gesehen, nicht einmal nachts. Mr. Dursley jedochverbrachte einen ganz gewöhnlichen, eulenfreien Morgen. Er machte fünfverschiedene Leute zur Schnecke. Er führte mehrere wichtige Telefongesprächeund schrie dabei noch ein wenig lauter. Bis zur Mittagspause war er glänzenderLaune und wollte sich nun ein wenig die Beine vertreten und beim Bäcker überder Straße einen Krapfen holen.
Die Leute in der merkwürdigen Aufmachung hatte er schonlängst vergessen, doch nun, auf dem Weg zum Bäcker, begegnete er einigen dieserGestalten. Im Vorbeigehen warf er ihnen zornige Blicke zu. Er wusste nicht,warum, aber sie bereiteten ihm Unbehagen. Auch dieses Pack hier tuschelte ganzaufgeregt, und eine Sammelbüchse war nirgends zu sehen. Auf dem Weg zurück vomBäcker, eine Tüte mit einem großen Schokoladenkringel in der Hand, schnappte erein paar Worte von ihnen auf.
»Die Potters, das stimmt, das hab ich gehört -«
»- ja, ihr Sohn, Harry -«
Mr. Dursley blieb wie angewurzelt stehen. Angst überkam ihn.Er wandte sich nach den Flüsterern um, als ob er ihnen etwas sagen wollte,besann sich dann aber eines Besseren.
Hastig überquerte er die Straße, stürmte hoch ins Büro,fauchte seine Sekretärin an, er wolle nicht gestört werden, griff nach demTelefon und hatte schon fast die Nummer von daheim gewählt, als er es sichanders überlegte. Er legte den Hörer auf die Gabel und strich sich über denSchnurrbart. Nein, dachte er, ich bin dumm. Potter war kein besondersungewöhnlicher Name. Sicher gab es eine Menge Leute, die Potter hießen undeinen Sohn namens Harry hatten. Nun, da er darüber nachdachte, war er sichnicht einmal mehr sicher, ob sein Neffe wirklich Harry hieß. Er hatte denJungen noch nicht einmal gesehen. Er konnte auch Harvey heißen. Es hatte keinenSinn, Mrs. Dursley zu beunruhigen, sie geriet immer so außer sich, wenn manihre Schwester auch nur erwähnte. Er machte ihr deswegen keinen Vorwurf - wenn ereine solche Schwester hätte
Und dennoch, diese Leute in den Umhängen
An diesem Nachmittag fiel es ihm um einiges schwerer, seineGedanken auf die Bohrer zu richten, und als er das Büro um fünf Uhr verließ,war er immer noch so voller Sorge, dass er beim ersten Schritt nach draußengleich mit jemandem zusammenprallte.
»Verzeihung«, grummelte er, als der kleine alte Mann insStolpern kam und beinahe hinfiel. Erst nach ein paar Sekunden bemerkte Mr.Dursley, dass der Mann einen violetten Umhang trug. Dass er ihn fast umgestoßenhatte, schien ihn gar nicht weiter zu ärgern. Im Gegenteil, auf seinem Gesichtöffnete sich ein breites Lächeln, und die Leute, die vorbeigingen, blicktenauf, als er mit piepsiger Stimme sagte: »Heute verzeih ich alles, mein lieberHerr, heute kann mich nichts aus der Bahn werfen! Freuen wir uns, dennDu-weißt-schon-wer ist endlich von uns gegangen! Selbst Muggel wie Sie solltendiesen freudigen, freudigen Tag feiern!«
Und der alte Mann umarmte Mr. Dursley ungefähr in Bauchhöheund ging von dannen.
Mr. Dursley stand da wie angewurzelt. Ein völlig Fremderhatte ihn umarmt. Auch hatte er ihn wohl einen Muggel genannt, was immer dassein mochte. Völlig durcheinander eilte er zu seinem Wagen und fuhr nach Hause.Er hoffte, sich diese Dinge nur einzubilden, und das war neu für ihn, denn vonEinbildungskraft hielt er normalerweise gar nichts. Als er in die Auffahrt vonNummer 4 einbog, fiel sein Blick als Erstes - und das besserte seine Launenicht gerade - auf die getigerte Katze, die er am Morgen schon gesehen hatte.Sie saß jetzt auf seiner Gartenmauer. Gewiss war es dieselbe Katze; sie hattedasselbe Muster um die Augen.
»Schhhh!«, zischte Mr. Dursley laut.
Die Katze regte sich nicht. Sie blickte ihn nur aus ernstenAugen an. War so etwas denn normal für Katzen, fragte sich Mr. Dursley. Erversuchte sich zusammenzureißen und öffnete die Haustür. Immer noch war erentschlossen, nichts von alledem seiner Frau zu sagen.
Mrs. Dursley hatte einen netten, gewöhnlichen Tag hintersich. Beim Abendessen erzählte sie ihm alles über Frau Nachbarins Probleme mitderen Tochter und dass Dudley ein neues Wort gelernt hatte (»pfui«). Mr.Dursley versuchte sich ganz wie immer zu geben. Er brachte Dudley zu Bett undging dann ins Wohnzimmer, wo er sich das Neueste in den Abendnachrichten ansah.
»Und hier noch eine Meldung. Wie die Vogelkundler im ganzenLand berichten, haben sich unsere Eulen heute sehr ungewöhnlich verhalten.Obwohl Eulen normalerweise nachts jagen und tagsüber kaum gesichtet werden,wurden diese Vögel seit Sonnenaufgang hunderte Male beobachtet, wie sie kreuzund quer über das Land hinwegflogen. Die Fachleute können sich nicht erklären,warum die Eulen plötzlich ihre Gewohnheiten geändert haben.« DerNachrichtensprecher erlaubte sich ein Grinsen. »Sehr mysteriös. Und nun zu JimMcGuffin mit dem Wetter. Sind heute Abend noch weitere Eulenschauer zuerwarten, Jim?«
»Nun, Ted«, meinte der Wetteransager, »das kann ich nichtsagen, aber es sind nicht nur die Eulen, die sich heute seltsam verhaltenhaben. Zuschauer aus so entfernten Gegenden wie Kent, Yorkshire und Dundeehaben mich heute angerufen und berichtet, dass anstelle des Regens, den ichgestern versprochen hatte, ganze Schauer von Sternschnuppen niedergegangensind! Vielleicht haben die Leute zu früh Silvester gefeiert - das ist noch eineWeile hin, meine Damen und Herren! Aber ich kann Ihnen für heute eineregnerische Nacht versprechen.«
Mr. Dursley saß starr wie ein Eiszapfen in seinem Sessel.Sternschnuppen über ganz Großbritannien? Eulen, die bei Tage flogen? Allerortengeheimnisvolle Leute in sonderbarer Kleidung? Und ein Tuscheln, ein Tuschelnüber die Potters
Mrs. Dursley kam mit zwei Tassen Tee ins Wohnzimmer. Eshatte keinen Zweck. Er musste ihr etwas sagen. Nervös räusperte er sich. »Ahm -Petunia, Liebes - du hast in letzter Zeit nichts von deiner Schwester gehört,oder?« Wie er befürchtet hatte, blickte ihn Mrs. Dursley entsetzt und wütend an.Schließlich taten sie für gewöhnlich so, als hätte sie keine Schwester.
»Nein«, sagte sie scharf. »Warum?«
»Komisches Zeug in den Nachrichten«, murmelte Mr. Dursley.»Eulen Sternschnuppen und heute waren eine Menge komisch aussehender Leutein der Stadt «
»Und?«, fuhr ihn Mrs. Dursley an. »Nun, ich dachte nur vielleicht hat es etwas zu tun mit du weißt ihrem Klüngel.«
Mrs. Dursley nippte mit geschürzten Lippen an ihrem Tee.Konnte er es wagen, ihr zu sagen, dass er den Namen »Potter« gehört hatte?Nein, das konnte er nicht. Stattdessen bemerkte er so beiläufig, wie er nurkonnte:
»Ihr Sohn - er wäre ungefähr in Dudleys Alter, oder?«
»Ich nehme an«, sagte Mrs. Dursley steif.
»Wie war noch mal sein Name? Howard, nicht wahr?«
»Harry. Ein hässlicher, gewöhnlicher Name, wenn du michfragst.«
»O ja«, sagte Mr. Dursley, und das Herz rutschte ihm in dieHose. »Ja, da bin ich ganz deiner Meinung.«
Bis es Zeit zum Schlafen war und sie nach oben gingen,verlor er kein Wort mehr darüber. Während Mrs. Dursley im Bad war, schlich sichMr. Dursley zum Schlafzimmerfenster und spähte hinunter in den Vorgarten. DieKatze war immer noch da. Sie starrte auf den Ligusterweg, als ob sie auf etwaswartete.
Bildete er sich das alles nur ein? Konnte all dies etwas mitden Potters zu tun haben? Wenn es so war und wenn herauskäme, dass sieverwandt waren mit einem Paar von - nein, das würde er einfach nicht ertragenkönnen.
Die Dursleys gingen zu Bett. Mrs. Dursley schlief rasch ein,doch Mr. Dursley lag wach und wälzte alles noch einmal im Kopf hin und her.Bevor er einschlief, kam ihm ein letzter, tröstender Gedanke. Selbst wenn diePotters wirklich mit dieser Geschichte zu tun hatten, gab es keinen Grund,warum sie bei ihm und Mrs. Dursley auftauchen sollten. Die Potters wussten sehrwohl, was er und Petunia von ihnen und ihresgleichen hielten Er konnte sichnicht denken, wie er und Petunia in irgendetwas hineingeraten sollten, was dortdraußen vor sich ging - er gähnte und drehte sich auf die Seite -, damit würdener und seine Frau jedenfalls nichts zu tun haben
Wie sehr er sich täuschte.
Mr. Dursley mochte in einen unruhigen Schlafhinübergeglitten sein, doch die Katze draußen auf der Mauer zeigte keine Spurvon Müdigkeit. Sie saß noch immer da wie eine Statue, die Augen ohne zublinzeln auf die weiter entfernte Ecke des Ligusterwegs gerichtet. Kein Härchenregte sich, als eine Straße weiter eine Autotür zugeknallt wurde oder als zweiEulen über ihren Kopf hinwegschwirrten. In der Tat war es fast Mitternacht, alsdie Katze sich zum ersten Mal rührte.
An der Ecke, die sie beobachtet hatte, erschien ein Mann, sojäh und lautlos, als wäre er geradewegs aus dem Boden gewachsen. Der Schwanzder Katze zuckte und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
Einen Mann wie diesen hatte man im Ligusterweg noch niegesehen. Er war groß, dünn und sehr alt, jedenfalls der silbernen Farbe seinesHaares und Bartes nach zu schließen, die beide so lang waren, dass sie inseinem Gürtel steckten. Er trug eine lange Robe, einen purpurroten Umhang, derden Boden streifte, und Schnallenstiefel mit hohen Hacken. Seine blauen Augenleuchteten funkelnd hinter den halbmondförmigen Brillengläsern hervor, undseine Nase war sehr lang und krumm, als ob sie mindestens zweimal gebrochenwäre. Der Name dieses Mannes war Albus Dumbledore.
Albus Dumbledore schien nicht zu bemerken, dass er soeben ineiner Straße aufgetaucht war, in der alles an ihm, von seinem Namen bis zuseinen Stiefeln, keineswegs willkommen war. Gedankenverloren durchstöberte erdie Taschen seines Umhangs. Doch offenbar bemerkte er, dass er beobachtetwurde, denn plötzlich sah er zu der Katze hinüber, die ihn vom andern Ende derStraße her immer noch anstarrte. Aus irgendeinem Grunde schien ihn der Anblickder Katze zu belustigen. Er gluckste vergnügt und murmelte: »Ich hätte eswissen müssen.«
In seiner Innentasche hatte er gefunden, wonach er suchte.Es sah aus wie ein silbernes Feuerzeug. Er ließ den Deckel aufschnappen, hieltes hoch in die Luft und ließ es knipsen. Mit einem leisen »Plop« ging eineStraßenlaterne in der Nähe aus. Er knipste noch mal - und die nächste Laterneflackerte und erlosch. Zwölfmal knipste er mit dem Ausmacher, bis die einzigenLichter, die in der ganzen Straße noch zu sehen waren, zwei kleine Stecknadelköpfein der Ferne waren, und das waren die Augen der Katze, die ihn beobachtete.Niemand, der jetzt aus dem Fenster geschaut hätte, auch nicht die scharfäugigeMrs. Dursley, hätte nun irgendetwas von dem mitbekommen, was unten auf demBürgersteig geschah. Dumbledore ließ den Ausmacher in die Umhangtasche gleitenund machte sich auf den Weg die Straße entlang zu Nummer 4, wo er sich auf dieMauer neben die Katze setzte. Er sah sie nicht an, doch nach einer Weile spracher mit ihr.
»Was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen, ProfessorMcGonagall.«
Mit einem Lächeln wandte er sich zur Seite, doch dieTigerkatze war verschwunden. Statt ihrer lächelte er einer ziemlich ernstdreinblickenden Frau mit Brille zu, deren Gläser quadratisch waren wie dasMuster um die Augen der Katze. Auch sie trug einen Umhang, einen smaragdgrünen.Ihr schwarzes Haar war zu einem festen Knoten zusammengebunden. Sie sah rechtverwirrt aus.
»Woher wussten Sie, dass ich es war?«, fragte sie.
»Mein lieber Professor, ich habe noch nie eine Katze sosteif dasitzen sehen.«
»Sie wären auch steif, wenn Sie den ganzen Tag auf einerBacksteinmauer gesessen hätten«, sagte Professor McGonagall.
»Den ganzen Tag? Wo Sie doch hätten feiern können? Ich mussauf dem Weg an mindestens einem Dutzend Feste und Partys vorbeigekommen sein.«
Verärgert schnaubte Professor McGonagall durch die Nase.
»O ja, alle Welt feiert, sehr schön«, sagte sie ungeduldig.»Man sollte meinen, sie könnten ein bisschen vorsichtiger sein, aber nein -selbst die Muggel haben bemerkt, dass etwas los ist. Sie haben es in ihrenNachrichten gebracht.« Mit einem Kopfrucken deutete sie auf das dunkleWohnzimmerfenster der Dursleys. »Ich habe es gehört. Ganze Schwärme von Eulen Sternschnuppen Nun, ganz dumm sind sie auch wieder nicht. Sie mussten einfachirgendetwas bemerken. Sternschnuppen unten in Kent - ich wette, das war DädalusDiggel. Der war noch nie besonders vernünftig.«
»Sie können ihnen keinen Vorwurf machen«, sagte Dumbledoresanft. »Elf Jahre lang haben wir herzlich wenig zu feiern gehabt.«
»Das weiß ich«, sagte Professor McGonagall gereizt. »Aberdas ist kein Grund, den Kopf zu verlieren. Die Leute sind einfach unvorsichtig,wenn sie sich am helllichten Tage draußen auf den Straßen herumtreiben undGerüchte zum Besten geben. Wenigstens könnten sie Muggelsachen anziehen.«
Dabei wandte sie sich mit scharfem Blick Dumbledore zu, alshoffte sie, er würde ihr etwas mitteilen. Doch er schwieg, und sie fuhr fort:»Das wäre eine schöne Bescherung, wenn ausgerechnet an dem Tag, da Du-weißt-schon-wer endlich verschwindet, die Muggel alles über uns herausfinden würden. Ichnehme an, er ist wirklich verschwunden, Dumbledore?«
»Es sieht ganz danach aus«, sagte Dumbledore. »Wir müssenfür vieles dankbar sein. Möchten Sie ein Brausebonbon?«
»Ein was?«
»Ein Zitronenbrausebonbon. Eine Nascherei der Muggel, aufdie ich ganz scharf bin.«
»Nein, danke«, sagte Professor McGonagall kühl, als seijetzt nicht der richtige Moment für Zitronenbrausebonbons. »Wie ich schonsagte, selbst wenn Du-weißt-schon-wer wirklich fort ist -«
»Mein lieber Professor, eine vernünftige Person wie Sie kannihn doch sicher beim Namen nennen? Der ganze Unsinn mit Du-weißt-schon-wer -seit elf Jahren versuche ich die Leute dazu zu bringen, ihn bei seinemrichtigen Namen zu nennen: Voldemort.« Professor McGonagall zucktezurück, doch Dumbledore, der zwei weitere Bonbons aus der Tüte fischte, schiendavon keine Notiz zu nehmen. »Es verwirrt doch nur, wenn wir dauernd Du-weißt-schon-wer sagen. Ich habe nie eingesehen, warum ich Angst davor haben sollte,Voldemorts Namen auszusprechen. «
»Das weiß ich wohl«, sagte Professor McGonagall halbaufgebracht, halb bewundernd. »Doch Sie sind anders. Alle wissen, dass Sie derEinzige sind, den Du-weißt- ahm, na gut, Voldemort fürchtete.«
»Sie schmeicheln mir«, sagte Dumbledore leise. »Voldemorthatte Kräfte, die ich nie besitzen werde.«
»Nur weil Sie zu - ja - nobel sind, um sieeinzusetzen.«
»Ein Glück, dass es dunkel ist. So rot bin ich nicht mehrgeworden, seit Madam Pomfrey mir gesagt hat, ihr gefielen meine neuenOhrenschützer.«
Professor McGonagall sah Dumbledore scharf an und sagte:»Die Eulen sind nichts gegen die Gerüchte, die umherfliegen. Wissen Sie,was alle sagen? Warum er verschwunden ist? Was ihn endlich aufgehalten hat?«
Offenbar hatte Professor McGonagall den Punkt erreicht, überden sie unbedingt reden wollte, den wirklichen Grund, warum sie den ganzen Tagauf einer kalten, harten Mauer gewartet hatte, denn weder als Katze noch alsFrau hatte sie Dumbledore mit einem so durchdringenden Blick festgenagelt wiejetzt. Was auch immer »alle« sagen mochten, offensichtlich glaubte sie esnicht, bis sie es aus dem Mund von Dumbledore gehört hatte. Der jedoch nahmsich ein weiteres Zitronenbrausebonbon und schwieg.
»Was sie sagen«, drängte sie weiter, »ist nämlich,dass Voldemort letzte Nacht in Godrics Hollow auftauchte. Er war auf der Suchenach den Potters. Dem Gerücht zufolge sind Lily und James Potter - sie sind - tot.«
Dumbledore senkte langsam den Kopf. Professor McGonagallstockte der Atem.
»Lily und James Ich kannes nicht glauben Ich wollte es nicht glauben Oh, Albus «
Dumbledore streckte die Hand aus und klopfte ihr sanft aufdie Schultern. »Ich weiß ich weiß «, sagte er mit belegter Stimme.
Professor McGonagall fuhr mit zitternder Stimme fort: »Dasist nicht alles. Es heißt, er habe versucht, Potters Sohn Harry zu töten. Aber- er konnte es nicht. Er konnte diesen kleinen Jungen nicht töten. Keiner weiß,warum, oder wie, aber es heißt, als er Harry Potter nicht töten konnte, fielVoldemorts Macht in sich zusammen - und deshalb ist er verschwunden.«
Dumbledore nickte mit düsterer Miene.
»Ist das - wahr?«, stammelte Professor McGonagall.»Nach all dem, was er getan hat - nach all den Menschen, die er umgebracht hat-, konnte er einen kleinen Jungen nicht töten? Das ist einfach unglaublich ausgerechnet das setzt ihm ein Ende aber wie um Himmels willen konnte Harrydas überleben?«
»Wir können nur mutmaßen«, sagte Dumbledore. »Vielleichtwerden wir es nie wissen.«
Professor McGonagall zog ein Spitzentaschentuch hervor undbetupfte die Augen unter der Brille. Dumbledore zog eine goldene Uhr aus derTasche und gab ein langes Schniefen von sich. Es war eine sehr merkwürdige Uhr.Sie hatte zwölf Zeiger, aber keine Ziffern; stattdessen drehten sich kleinePlaneten in ihrem Rund. Dumbledore jedenfalls musste diese Uhr etwas mitteilen,denn er steckte sie zurück in die Tasche und sagte: »Hagrid verspätet sich.Übrigens nehme ich an, er hat Ihnen erzählt, dass ich hierher kommen würde?«
»Ja«, sagte Professor McGonagall. »Und ich nehme nicht an,dass Sie mir sagen werden, warum Sie ausgerechnet hier sind?«
»Ich bin gekommen, um Harry zu seiner Tante und seinem Onkelzu bringen. Sie sind die Einzigen aus der Familie, die ihm noch gebliebensind.«
»Sie meinen doch nicht - Sie können einfach nicht dieLeute meinen, die hier wohnen?«, rief Professor McGonagall, sprang auf unddeutete auf Nummer 4. »Dumbledore - das geht nicht. Ich habe sie den ganzen Tagbeobachtet. Sie könnten keine zwei Menschen finden, die uns weniger ähneln. Undsie haben diesen Jungen - ich habe gesehen, wie er seine Mutter den ganzen Wegdie Straße entlang gequält und nach Süßigkeiten geschrien hat. Harry Potter undhier leben?«
»Das ist der beste Platz für ihn«, sagte Dumbledorebestimmt. »Onkel und Tante werden ihm alles erklären können, wenn er älter ist.Ich habe ihnen einen Brief geschrieben. «
»Einen Brief?«, wiederholte Professor McGonagall miterlahmender Stimme und setzte sich wieder auf die Mauer. »Wirklich, Dumbledore,glauben Sie, dass Sie all das in einem Brief erklären können? Diese Leutewerden ihn nie verstehen! Er wird berühmt werden - eine Legende -, es würdemich nicht wundern, wenn der heutige Tag in Zukunft Harry-Potter-Tag heißt - ganzeBücher wird man über Harry schreiben - jedes Kind auf der Welt wird seinenNamen kennen!«
»Genau«, sagte Dumbledore und blickte sehr ernst über dieHalbmonde seiner Lesebrille. »Das würde reichen, um jedem Jungen den Kopf zuverdrehen. Berühmt, bevor er gehen und sprechen kann! Berühmt für etwas, an daser sich nicht einmal erinnern wird! Sehen Sie nicht, wie viel besser es für ihnwäre, wenn er weit weg von alledem aufwächst, bis er bereit ist, es zubegreifen?«
Professor McGonagall öffnete den Mund, änderte ihre Meinung,schluckte und sagte: »Ja - ja, Sie haben Recht, natürlich. Doch wie kommt derJunge hierher, Dumbledore? « Plötzlich musterte sie seinen Umhang, als dachtesie, er verstecke vielleicht den kleinen Harry darunter.
»Hagrid bringt ihn mit.«
»Sie halten es für - klug, Hagrid etwas so Wichtigesanzuvertrauen? «
»Ich würde Hagrid mein Leben anvertrauen«, sagte Dumbledore.»Ich behaupte nicht, dass sein Herz nicht am rechten Fleck ist«, grummelteProfessor McGonagall, »doch Sie können nicht so tun, als ob er besondersumsichtig wäre. Er neigt dazu - was war das?«
Ein tiefes Brummen hatte die Stille um sie her zerbrochen.Immer lauter wurde es, und sie schauten links und rechts die Straße hinunter,ob vielleicht ein Scheinwerfer auftauchte. Der Lärm schwoll zu einem Dröhnenan, und als sie beide zum Himmel blickten - da fiel ein riesiges Motorrad ausden Lüften und landete auf der Straße vor ihnen.
Schon das Motorrad war gewaltig, doch nichts im Vergleich zudem Mann, der breitbeinig darauf saß. Er war fast zweimal so groß wie eingewöhnlicher Mann und mindestens fünfmal so breit. Er sah einfach verboten dickaus, und so wild - Haar und Bart verdeckten mit langen Strähnen fastsein ganzes Gesicht, er hatte Hände, so groß wie Mülleimerdeckel, und in denLederstiefeln steckten Füße wie Delphinbabys. In seinen ausladenden,muskelbepackten Armen hielt er ein Bündel aus Leintüchern.
»Hagrid«, sagte Dumbledore mit erleichterter Stimme.»Endlich. Und wo hast du dieses Motorrad her?«
»Hab es geborgt, Professor Dumbledore, Sir«, sagte der Rieseund kletterte vorsichtig von seinem Motorrad. »Der junge Sirius Black hat esmir geliehen. Ich hab ihn, Sir.«
»Keine Probleme?«
»Nein, Sir - das Haus war fast zerstört, aber ich hab ihngerade noch herausholen können, bevor die Muggel angeschwirrt kamen. Er isteingeschlafen, als wir über Bristol flogen.«
Dumbledore und Professor McGonagall neigten ihre Köpfe überdas Leintuchbündel. Darin steckte, gerade eben zu sehen, ein kleiner Junge,fast noch ein Baby, in tiefem Schlaf. Unter einem Büschel rabenschwarzen Haaresauf der Stirn konnten sie einen merkwürdigen Schnitt erkennen, der aussah wieein Blitz.
»Ist es das, wo -?«, flüsterte Professor McGonagall.
»Ja«, sagte Dumbledore. »Diese Narbe wird ihm immerbleiben.«
»Können Sie nicht etwas dagegen tun, Dumbledore?«
»Selbst wenn ich es könnte, ich würde es nicht. Narbenkönnen recht nützlich sein. Ich selbst habe eine oberhalb des linken Knies, unddie ist ein tadelloser Plan der Londoner U-Bahn. Nun denn - gib ihn mir, Hagrid-, wir bringen es besser hinter uns.«
Dumbledore nahm Harry in die Arme und wandte sich dem Hausder Dursleys zu.
»Könnte ich könnte ich ihm adieu sagen, Sir?«, fragteHagrid.
Er beugte seinen großen, struppigen Kopf über Harry und gabihm einen gewiss sehr kratzigen, barthaarigen Kuss. Dann, plötzlich, stießHagrid ein Heulen wie ein verletzter Hund aus.
»Schhhh!«, zischte Professor McGonagall, »Sie wecken nochdie Muggel auf!«
»V-v-verzeihung«, schluchzte Hagrid, zog ein großes,gepunktetes Taschentuch hervor und vergrub das Gesicht darin. »Aber ichk-k-kann es einfach nicht fassen - Lily und James tot - und der arme kleineHarry muss jetzt bei den Muggels leben -«
»Ja, ja, das ist alles sehr traurig, aber reiß dichzusammen, Hagrid, oder man wird uns entdecken«, flüsterte Professor McGonagallund klopfte Hagrid behutsam auf den Arm, während Dumbledore über die niedrigeGartenmauer stieg und zum Vordereingang trat. Sanft legte er Harry vor dieEingangstür, zog einen Brief aus dem Umhang, steckte ihn zwischen HarrysLeintücher und kehrte dann zu den beiden andern zurück. Eine ganze Minute langstanden die drei da und sahen auf das kleine Bündel; Hagrids Schultern zuckten,Professor McGonagall blinzelte heftig, und das funkelnde Licht, das sonst immeraus Dumbledores Augen schien, war wohl erloschen.
»Nun«, sagte Dumbledore schließlich, »das wars Wir habenhier nichts mehr zu suchen. Wir sollten lieber verschwinden und zu den Feierngehen.«
»Jaow«, sagte Hagrid mit sehr dumpfer Stimme, »ich bring Siriusseine Kiste zurück. Nacht, Professor McGonagall - Professor Dumbledore, Sir.«
Hagrid wischte sich mit dem Jackenärmel die tropfnassenAugen, schwang sich auf das Motorrad und erweckte die Maschine mit einemFußkick zum Leben; donnernd erhob sie sich in die Lüfte und verschwand in derNacht.
»Wir werden uns bald wieder sehen, vermute ich, ProfessorMcGonagall«, sagte Dumbledore und nickte ihr zu. Zur Antwort schnäuzte sichProfessor McGonagall die Nase. Dumbledore drehte sich um und entfernte sich dieStraße entlang. An der Ecke blieb er stehen und holte den Ausmacher hervor. Erknipste einmal und zwölf Lichtbälle huschten zurück in ihre Straßenlaternen.Mit einem Mal leuchtete der Ligusterweg in Orange, und er konnte eine kleineTigerkatze sehen, die am anderen Ende der Straße um die Ecke strich. Auf derTürschwelle von Nummer 4 konnte er gerade noch das Bündel aus Leintüchernerkennen.
»Viel Glück, Harry«, murmelte er. Er drehte sich auf demAbsatz um und mit einem Wehen seines Umhangs war er verschwunden.
Eine Brise kräuselte die sorgfältig geschnittenen Hecken desLigusterwegs, der still und ordentlich dalag unter dem tintenfarbenen Himmel,und nie wäre man auf den Gedanken gekommen, dass hier etwas Unerhörtesgeschehen könnte. In seinen Leintüchern drehte sich Harry Potter auf die Seite,ohne aufzuwachen. Seine kleinen Finger klammerten sich an den Brief neben ihm,und er schlief weiter, nicht wissend, dass er etwas Besonderes war, nichtwissend, dass er berühmt war, nicht wissend, dass in ein paar Stunden, wennMrs. Dursley die Haustür öffnen würde, um die Milchflaschen hinauszustellen,ein Schrei ihn wecken würde, und auch nicht wissend, dass ihn sein VetterDudley in den nächsten Wochen peinigen und piesacken würde Er konnte nichtwissen, dass in eben diesem Moment überall im Land Versammlungen stattfanden,Gläser erhoben wurden und gedämpfte Stimmen sagten: »Auf Harry Potter - denJungen, der lebt!«
© Carlsen Verlag
Übersetzung: Klaus Fritz
Autoren-Porträt von Joanne K. Rowling
Joanne K. Rowling begann bereits mit sechs Jahren, ihre ersten kleinen Geschichten zu schreiben. Sie las mit neun Jahren alle Romane von Ian Fleming, dem Erfinder von James Bond. Rowling kam 1990 während einer Zugfahrt auf die Idee zu den Geschichten von Harry Potter. Fünf Jahre verbrachte sie damit, sich die Zaubererwelt und die sieben Teile der Geschichte auszudenken. "Ich weiß noch unglaublich viele, teils lächerliche Details über Harrys Welt, die der Leser gar nicht wissen muss", sagt sie. Eigentlich hatte die Schottin gar nicht vorgehabt, Bücher für Kinder zu schreiben, aber dann bemerkte sie, wie gut sie sich in ihre eigene Kindheit zurückversetzen konnte. "Ich kann mich ohne Schwierigkeiten an alles ab meinem 11. Lebensjahr erinnern", erzählt sie. "Als Kind ist man sehr machtlos und deshalb hat man diese eigene Welt, zu der Erwachsene keinen Zugang haben." Auch wenn in Harrys Internat Erwachsene vorkommen, so können Harry und seine Freunde immer wieder ganz alleine ihre Erfahrungen machen – und genau dieses Gefühl, etwas alleine entscheiden zu können, lieben die jungen Leser und finden es in Harry Potters Geschichten wieder.
Joanne K. Rowling studierte zunächst Französisch und arbeitete u.a. für Amnesty International in London. Nach einem längeren Portugal-Aufenthalt kehrte sie zusammen mit ihrer Tochter nach England zurück. Als 31-jährige arbeitslose, allein erziehende Mutter schrieb sie den ersten Band der Harry-Potter-Geschichten. Bis der internationale Durchbruch kam, dauerte es noch ein paar Jahre. Der Rest ist Geschichte, in doppelter Hinsicht. Zum einen stieg das "Potter-Fieber" weltweit von Band zu Band, zum anderen hat Rowling mit dem siebten Buch "Harry Potter und die Heiligtümer
- Autor: J.K. Rowling
- Altersempfehlung: Ab 10 Jahre
- 2005, 336 Seiten, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Klaus Fritz
- Verlag: Carlsen
- ISBN-10: 3551354014
- ISBN-13: 9783551354013
- Erscheinungsdatum: 21.01.2005