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Spontangeburt nach Kaiserschnitt

Über Risiken und Möglichkeiten

Jede dritte Frau entbindet in Deutschland per Kaiserschnitt. Wow! Das sind ganz schön viele. Wir haben uns gefragt: Wie realistisch ist eigentlich eine Spontangeburt nach Kaiserschnitt? Was sind die Voraussetzungen dafür und was gilt es zu beachten? Antworten bekommen Sie unter anderem von der Ärztin Dr. Ute Taschner und Hebamme Kerstin Lüking.

Ein Wunsch, den viele Mütter nach einem Kaiserschnitt haben, ist verständlicherweise eine Spontangeburt. Es ist häufig eine Chance, sich mit der ersten Geburt zu versöhnen und Frieden mit der oft ungeplanten vorangegangenen „Bauchgeburt“ zu schließen. Es ist also eine der ersten Fragen, die an mich als Hebamme herangetragen wird: „Wird es möglich sein, dass ich spontan entbinden kann?“

Inhaltsverzeichnis

1. Jede dritte Frau entbindet in Deutschland per Kaiserschnitt
2. Spontangeburt nach Kaiserschnitt: Es gibt einige Punkte zu beachten!
3. Voraussetzungen für eine Spontangeburt nach Kaiserschnitt
4. Kaiserschnitt nach Kaiserschnitt

1. Jede dritte Frau entbindet in Deutschland per Kaiserschnitt

Katrin Lüking

Kerstin Lüking, Hebamme und Expertin von MutterKutter (© Anne Seliger)

Zunächst sollten wir uns die nackten Fakten anschauen:

Die Kaiserschnitt-Rate liegt in Deutschland laut statistischem Bundesamt bei 29,7 Prozent, so belegt es die aktuelle Datenlage von 2020. Das Saarland liegt mit knapp 35 Prozent an erster Stelle, Sachsen ist ein erfreuliches Schlusslicht mit einer Sectio-Rate von 24,5 Prozent. Im Klartext bedeutet dies, dass jede dritte Frau in Deutschland per Kaiserschnitt entbindet und das Gefühl, was viele Frauen mit sich herumtragen, nämlich versagt zu haben, wurde im Artikel Gefühle nach der Bauchgeburt, inkl. Tipps fürs Wochenbett bereits eindeutig erläutert.

Wir sagen damit nicht, dass alle Frauen dieses Gefühl von der „falschen Geburt“ haben. Ich kenne durchaus auch Frauen, die sich entweder bewusst für einen Kaiserschnitt entschieden haben oder bei denen es aus medizinischen Gründen nicht anders möglich war. Durch viel Zeit, die es im Vorfeld gab, konnten sich diese Frauen viel mehr mit der Situation anfreunden und sich darauf vorbereiten.

Ich möchte auch Mut machen, denn eine von vier Frauen, die zunächst per Kaiserschnitt entbunden haben, wird ihr weiteres Kind spontan entbinden können.

"Ich habe als Hebamme eine Frau betreut, die ihr 5. Kind spontan entbunden hatte!

Ich habe auch schon den Fall erlebt, dass eine Frau vier Kaiserschnitte hatte und das fünfte Kind dann spontan gebar. Diese Möglichkeit hatte sie aber auch einer sehr erfahrenen Ärztin zu verdanken, die sich auf dieses Risiko eingelassen hatte. Dies besteht primär in einer Uterus-Ruptur. Das bedeutet, dass die Gebärmutter durch die Wehenkraft an der Schwachstelle der Naht reißen kann. Erfreulicherweise liegt dieses Risiko aber nur bei 0,6 bis zwei Prozent und ist damit relativ niedrig. Sollte allerdings ein Riss erfolgen, ist das der Worst Case und lebensbedrohlich für Mutter und Kind. Das geburtshilfliche Personal muss also besonders wachsam sein, um schnell auf Symptome einer Uterus-Ruptur reagieren zu können.

2. Spontangeburt nach Kaiserschnitt: Es gibt einige Punkte zu beachten!

Um grünes Licht aus ärztlicher für eine Spontangeburt zu geben, wird in der Schwangerschaft die Dicke der Naht per Ultraschall kontrolliert. Ausschlaggebend ist auch, wann der erste Kaiserschnitt stattgefunden hat. Je größer der Abstand ist, desto wahrscheinlicher ist die Chance auf eine spontane Geburt.

baby-fuesse

Unsere Expertin Dr. Ute Taschner aus Freiburg berät Frauen genau in dieser Situation. Dazu hat sie das Buch „Meine Wunschgeburt - Selbstbestimmt gebären nach Kaiserschnitt“ geschrieben, das viele hilfreiche Infos zum Thema gibt:

Liebe Ute, wie oft wird automatisch ein weiterer Kaiserschnitt nach dem ersten gemacht? Und warum?

Wenn eine Mutter einen Kaiserschnitt hatte, dann bekommt sie in drei von vier Fällen beim nächsten Kind einen erneuten Kaiserschnitt. Leider werden in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern ein Teil der Kaiserschnitte aus nicht-medizinischen Gründen durchgeführt. Dazu gehören Personalmangel, bessere Planbarkeit, Mangel an Zeit, aber auch die Sorge vor Komplikationen und haftungsrechtliche Fragen. Im Zustand nach Kaiserschnitt kommt natürlich noch die Sorge vor Narbenkomplikationen hinzu.

Es gibt jedoch Hinweise aus der Forschung, dass es durch den Kaiserschnitt längerfristige Probleme des Immunsystems geben kann.

Direkt gefragt: Ist der Kaiserschnitt lukrativer als eine normale Geburt? Ist er "sicherer"?

Für die Mutter ist die sicherste Form der Geburt die vaginale Geburt; unter der Voraussetzung, dass Mutter und Kind gesund sind. Beim ersten Kind scheint es kurzfristig leichte Vorteile zu Gunsten des Kaiserschnittes zu geben. Es gibt jedoch Hinweise aus der Forschung, dass es durch den Kaiserschnitt längerfristige Probleme mit dem Immunsystem geben kann. Jedoch erhöht ein Kaiserschnitt die Risiken für Mutter und Kind in einer Folgeschwangerschaft und Geburt, wie Kerstin eingangs erwähnte. Das sollte man immer im Blick behalten. Lukrativer ist der Kaiserschnitt nur auf den ersten Blick. Nämlich weil er besser planbar ist und nur (im Vergleich zu einer natürlichen Geburt) in einem recht kurzen Zeitfenster eine bestimmte Anzahl an Fachkräften bindet. Allerdings kommt es operationsbedingt zu einer längeren Liegedauer der Mutter in der Klinik und die typischen postoperativen Komplikationen größerer Bauchoperationen können selbstverständlich auch nach einem Kaiserschnitt eintreten. Werden diese mit eingerechnet, dann zeigt sich, dass eine hohe Kaiserschnitt-Rate für eine Klinik nicht unbedingt lukrativer ist.

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3. Voraussetzungen für eine Spontangeburt nach Kaiserschnitt

Was sind die körperlichen (und psychischen) Voraussetzungen dafür, dass ich spontan entbinden kann?

Wenn Mutter und Kind gesund sind, ist eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt eigentlich immer möglich. Ausnahmen sind: Wenn es bei einer vorherigen Geburt einen Riss in der Gebärmutter gab oder wenn ein Hindernis im Geburtsweg liegt, z.B. die Plazenta oder ein Myom der Gebärmutter. Und natürlich, wenn die Mutter es sich vorstellen kann.

Wo bekomme ich einen ehrlichen Check, ob eine spontane Entbindung möglich ist?

Am ehesten in einer Klinik mit einer insgesamt niedrigen Kaiserschnitt-Rate. Man kann sich ruhig mehrere Meinungen dazu einholen, denn manchmal beurteilen Kliniken und Ärzt*innen die Chancen auf eine natürliche Geburt unterschiedlich.

Mein Tipp: Sie können sich immer eine Zweitmeinung einholen!


Kaiserschnittgif

Wenn ich mir das wünsche, aber Gynäkolog*in oder Hebamme dagegen reden – was kann ich tun?

Man kann sich immer eine Zweitmeinung einholen und wenn Gynäkolog*in oder Hebamme wirklich gar nicht unterstützend sind, kann man auch überlegen, während der Schwangerschaft die Begleitung zu wechseln.

Hast du einen Mutmacher für alle Frauen, die nach einer Bauchgeburt spontan entbinden möchten?

Es ist viel mehr möglich, als Sie denken! Nutzen Sie all Ihre Ressourcen, bereiten Sie sich gut vor und nehmen Sie auf alles, was in Ihrer Macht steht Einfluss. Mit einer guten Vorbereitung erhöhen Sie Ihre Chancen, die Geburt zu erleben, die Sie sich wünschen, beträchtlich! Für weitere Infos zu Frau Dr. Ute Taschner besuchen Sie sie gerne auf ihrem Facebook- oder Instagram-Kanal.


Doro

Dorothee Dahinden, Mutter und Expertin von MutterKutter (© Anne Seliger)

4. Kaiserschnitt nach Kaiserschnitt

Ich möchte Ihnen dennoch Mut machen!

Ich, Doro, finde es einfach wunderbar, dass es Expert*innen wie Dr. Ute Taschner gibt, die Mütter in ihrem Wunsch bestärken, nach einem Kaiserschnitt spontan zu entbinden. Das war übrigens auch mein großer Geburtstraum – ich wollte keinen zweiten Kaiserschnitt. Ich hatte, das habe ich in unserem ersten Kaiserschnitt-Artikel schon erzählt, länger das Gefühl, keine richtige Mutter zu sein! Warum? Weil ich nicht spontan entbunden habe und ein Kaiserschnitt medizinisch notwendig war.

Ich hatte dann noch einen zweiten Kaiserschnitt – und möchte Ihnen mit meiner Geschichte auch Mut machen: Denn ich kann ehrlich sagen: Mich hat die zweite Sectio mit der ersten versöhnt.

Knapp fünf Jahre ist die zweite Bauchgeburt nun her. Ich hatte damals das Glück, dass ich eine Beleghebamme - für mich immer noch der Geburtsengel von Kiel – an meiner Seite hatte. Martin war – neben meinem Mann – wirklich fest an meiner Seite. Immer präsent, ermutigend, hat mir Kraft gegeben! Das hat mich unglaublich bestärkt. Und bei der zweiten Geburt konnte ich immerhin dreiviertel einer spontanen Geburt erleben. Bis zu den Presswehen bin ich gekommen. Doch dann brannte meine Narbe. Einmal um den Körper. Quasi wie ein Feuerball. Ich war schneller im OP als ich denken konnte.

KaiserschnittIII

Mein Tipp: Suchen Sie sich eine Beleghebamme oder eine Doula, wenn es geht!

Natürlich war ich enttäuscht, aber ich wusste eben auch: Mehr konnte ich nicht tun. Ich habe alles gegeben. Und manche Dinge sind so. Gehen von Natur aus nicht. Für mich war dann wirklich die Hauptsache: wir beide waren gesund. Von mir ist eine Last abgefallen. Und Martinas Worte „Doro, du hast wirklich so gekämpft!“ taten nach meiner Geburt einfach wahnsinnig gut! Ich möchte sagen: Nicht immer geht das in Erfüllung, was wir uns so sehr wünschen. Und dennoch kann genau dieser Weg auch heilen. So wie bei mir.

Ich rate Ihnen: Wenn Sie nach einem Kaiserschnitt wieder schwanger sind und es in Ihrer Nähe „noch“ Beleghebammen gibt, dann greifen Sie möglichst früh zum Hörer, um sie auch zu bekommen. Bei mir war es damals die achte Schwangerschaftswoche, was schon fast zu spät war. Eine andere Option ist eine Doula, als eine Begleiterin bei der Geburt. Es gibt immer mehr Doulas in Deutschland, die einem zur Seite stehen, einfach da sind. Und genau das habe ich – neben meinen Mann – gebraucht: einen Menschen, der an mich glaubt, mit mir „kämpft“ und fühlt.

1 Kommentar
  • Dorothea M., 12.06.2022

    Dieses Gefühl keine "richtige" Mutter zu sein nach einem Kaiserschnitt kenne ich nur zu gut. Vor 47 Jahren kam mein erstes Kind mit Kaiserschnitt unter Vollnarkose zur Welt. Obwohl ich sehr gute Wehen hatte und der Muttermund schon 8 Zentimeter offen war, hat der hinzugezoge Arzt entschieden, dass ein Kaiserschnitt wegen Steißlage notwendig sei. Die Hebamme hielt das bis dahin nicht für nötig, da mein Sohn fast vier Wochen zu früh kam und deshalb noch nicht so groß war. Ich war traumatisiert. Damals konnte man aber mit niemandem über diese Gefühle reden. 20 Monate danach habe ich meine Tochter auf natürlichem Wege ohne jede Komplikation entbunden und 4 Jahre später auch noch meinen jüngsten Sohn. Erst nach der letzten Entbindung merkte ich, dass meine seelischen Wunden, die durch das Trauma der ersten Geburt entstanden waren, ganz verheilt waren.
    Was ich im Rückblick sagen kann ist: " Liebe Mütter, habt keine Angst, dass sich eure Traumen auf die Beziehung zu euren Kindern auswirken. Liebe und Bindung findet viele Wege und ist nicht von der Art der Entbindung abhängig. Mutter sein ist auch ein seelischer Lernprozess, der anstrengend, aber unglaublich schön und bereicherd ist ."