Herr der Diebe
''Sensationserfolg in England und in den USA'' - zu Recht begeistert sich Der Spiegel über Cornelia Funkes fantastischen Roman, der das Zeug zum Harry-Potter-Nachfolger hat:
Als Bo und Prosper nach dem Tod ihrer Mutter voneinander getrennt werden...
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''Sensationserfolg in England und in den USA'' - zu Recht begeistert sich Der Spiegel über Cornelia Funkes fantastischen Roman, der das Zeug zum Harry-Potter-Nachfolger hat:
Als Bo und Prosper nach dem Tod ihrer Mutter voneinander getrennt werden sollen, fliehen die Brüder nach Venedig. Dort schließen sie sich der Kinder-Bande um den geheimnisvollen ''Herrn der Diebe'' an.
Cornelia Funke, die schon mit ihrem zum Bestseller gewordenen Titel "Drachenreiter" zeigte, welch weiten Atem ihr Erzähltalent hat, hält ihre Leser - gleich welchen Alters - auch mit diesem Buch von der ersten Zeile an gefangen. Sie führt uns durch ein winterliches Venedig, verstrickt uns in verwirrende Rätsel und erfüllt ihren Helden am Schluss einen alten Menschheitstraum.
- Große Erzählkunst: Ausgezeichnet mit der Kalbacher Klapperschlange 2001 kreiert Bestseller-Autorin Cornelia Funke eine dichte und atmosphärische Welt, die Leser jeden Alters in ihren Bann zieht.
- In "Herr der Diebe" werden Fiktion und Realität meisterhaft verwoben und zeitlose Themen wie Abenteuer, Freundschaft und die Suche nach einem Zuhause ergründet.
- Vielschichtige Charaktere und eine spannende Handlung - Cornelia Funke verwebt vielfältige Erzählstränge zu einem atemberaubenden Abenteuerroman für Kinder ab 10 Jahren.
- Mit von Cornelia Funke selbst gezeichneten Kapitelvignetten, die Leser direkt in ein magisches Venedig ziehen.
Herr derDiebe von Cornelia Funke
LESEPROBE
»Goldene Höhle« hatte Bo die Basilika getauft, als Prospermit ihm zum ersten Mal hineingegangen war. Aber die goldenen Mosaiken vonEngeln, Königen und Heiligen, die Wände und Decken schmückten, leuchteten nurzu bestimmten Stunden, wenn das Sonnenlicht hoch oben durch die Kirchenfensterfiel. Jetzt war alles dunkel. Und die Bilder, zusammengefügt aus Tausenden vonglitzernden Glassteinen, verschluckte das Dämmerlicht, das die riesigen Gewölbefüllte. Helligkeit und Wärme waren draußen auf dem Platz geblieben, als gäbe essie nicht mehr.
Zögernd gingen die drei Jungen den breiten Mittelgangentlang, ihre Schritte hallten auf dem steinernen Boden. Über ihren Köpfenwölbten sich die goldenen Kuppeln, deren Pracht die Dunkelheit verhüllte.Zwischen den hohen marmornen Säulen, die sie trugen, fühlten sich die Jungen sokäferklein, dass sie unwillkürlich näher zusammenrückten. Das Dämmerlicht umsie her war getränkt mit Stille, mit flüsternden, wispernden, andächtigraunenden Stimmen und dem Schaben von Schuhsohlen auf kaltem Stein.
»Wo sind denn die Beichtstühle?«, flüsterte Mosca undblickte sich unbehaglich um. »Ich bin noch nicht oft hier drin gewesen. Ich magkeine Kirchen. Sie sind mir unheimlich.«
»Ich weiß, wo sie sind«, sagte Scipio und schob sich dieMaske wieder übers Gesicht. Selbstsicher, wie einer der Führer, die denReisegruppen die Wunder der Basilika zeigten, schritt er den anderen beidenvoran. Die Beichtstühle standen etwas abseits, im Seitenschiff der großenKirche. Der erste auf der linken Seite unterschied sich in nichts von denübrigen, ein Kasten aus dunklem Holz, verhängt mit dunkelroten Vorhängen, miteiner Tür in der Mitte, durch die der Priester in den engen Verschlag schlüpfenkonnte. Dort nahm er dann Platz auf einer schmalen Bank und legte sein Ohr anein kleines Fenster, durch das ihm jeder, der wollte, seine Sünden zuflüsternkonnte, um sie sich so von der Seele zu schaffen.
Für die Sünder gab es natürlich auch einen Vorhang, der sievor neugierigen Blicken verbarg, an der Seite des Beichtstuhls. Und diesenVorhang schob Scipio zur Seite. Nachdem er sich die Maske ein letztes Malzurechtgerückt und sich noch einmal nervös geräuspert hatte. Der Herr der Diebegab sich alle Mühe, so zu tun, als wäre er die Ruhe selbst, aber Prosper undMosca spürten, dass Scipio das Herz genauso heftig klopfte wie ihnen, als sieihm hinter den Vorhang folgten.
Als Scipios Blick auf die niedrige Bank fiel, die sich inder Dunkelheit dahinter verbarg, zögerte er einen Moment, aber dann kniete ernieder. Nur so hatte er das kleine Fenster in Augenhöhe, durch das, wer immerim Beichtstuhl saß, ihn sehen konnte. Prosper und Mosca stellten sich hinterihn wie Leibwächter. Scipio aber kniete da, die dunkle Maske vor dem Gesicht,und wartete, dass sich hinter dem verhängten Fenster etwas tat.
»Vielleicht ist er noch gar nicht da. Sollen wir malnachsehen?«, flüsterte Mosca unsicher.
Aber da zog auch schon jemand den Vorhang vor demFensterchen zurück. Aus der Dunkelheit, die in dem Beichtstuhl herrschte,leuchteten zwei Augen, rund und hell, pupillenlos. Prosper schauderte underkannte erst beim zweiten Blick, dass es Brillengläser waren, in denen sichdas spärliche Licht spiegelte.
»In einer Kirche sollte man ebenso wenig eine Maske tragenwie einen Hut«, sagte eine raue Stimme, die wie die eines sehr alten Mannesklang.
»In einem Beichtstuhl sollte man auch nicht über Diebstahlsprechen«, antwortete Scipio. »Und das wollen wir doch, oder?«
Prosper glaubte ein leises Lachen zu hören. »Du bist alsowirklich der Herr der Diebe«, sagte der Fremde leise. »Nun gut, behalte dieMaske auf, wenn du dein Gesicht nicht zeigen möchtest. Ich sehe auch so, dassdu sehr jung bist.«
Kerzengerade kniete Scipio sich hin. »Allerdings. Und Siesind sehr alt, nach Ihrer Stimme zu urteilen. Spielt das Alter bei unserem Geschäfteine Rolle?«
Prosper und Mosca wechselten einen schnellen Blick. Scipiokonnte es nicht ändern, dass er den Körper eines Kindes hatte, aber sichauszudrücken wie ein Erwachsener fiel ihm so leicht, dass es sie immer wiedermit Bewunderung erfüllte.
»Keineswegs«, antwortete der alte Mann leise. »Du musst mirmein Erstaunen über dein Alter verzeihen. Als Barbarossa mir vom Herrn derDiebe erzählte, stellte ich mir, zugegeben, keinen Jungen von zwölf oderdreizehn Jahren vor. Aber verstehe mich nicht falsch: Ich bin ganz deinerMeinung, dein Alter spielt in diesem Fall keine Rolle. Ich selbst musste schonmit acht Jahren wie ein Erwachsener arbeiten, obwohl mein Körper klein undschwach war. Das hat keinen interessiert.«
»In meinem Gewerbe ist ein kleinerer Körper sogar vonNutzen, Conte«, sagte Scipio. »So soll ich Sie doch nennen, oder?«
»So kannst du mich nennen, ja.« Der Mann im Beichtstuhlräusperte sich. »Wie Barbarossa dir berichtet hat, bin ich auf der Suche nachjemandem, der mir etwas besorgt, das ich seit Jahren gesucht und nun endlichgefunden habe. Bedauerlicherweise befindet sich dieser Gegenstand zurzeit imBesitz einer Fremden.« Der Alte räusperte sich noch einmal. Ganz nah kamenseine Brillengläser jetzt dem Fenster, und Prosper glaubte, den Umriss einesGesichts zu erkennen. »Wenn du dich der Herr der Diebe nennst, bist dusicherlich schon einmal in eins der vornehmen Häuser dieser Stadt eingebrochen,ohne dass man dich dabei ertappt hat, richtig?«
»Natürlich.« Scipio rieb sich unauffällig die schmerzendenKnie. »Ich bin noch nie erwischt worden. Und von den vornehmen Häusern dieserStadt kenne ich jedes zweite von innen. Ohne dass ich eingeladen worden wäre.«
»So, so.« Kräftige Finger, übersät von Altersflecken,rückten die Brille zurecht. »Gut, dann sind wir im Geschäft. Das Haus, das dufür mich besuchen sollst, liegt am Campo Santa Margherita Nr. 423 und gehörteiner Signora Ida Spavento. Es ist kein besonders prächtiges Haus, aber esverfügt immerhin über einen winzigen Garten, was, wie du sicher weißt, inVenedig einem Schatz gleichkommt. Ich werde dir in diesem Beichtstuhl einenBriefumschlag hinterlassen, in dem du alle Informationen findest, die du zurErfüllung meines Auftrags benötigst: einen Grundriss der Casa Spavento, einpaar Erläuterungen zu dem Gegenstand, den du rauben sollst, sowie ein Foto vonihm.«
»Sehr gut.« Scipio nickte. »Das wird hilfreich sein und mirund meinen Helfern Arbeit sparen. Dann sollten wir jetzt über die Bezahlungsprechen.«
Wieder hörte Prosper den alten Mann leise lachen. »Ich sehe,du bist ein Geschäftsmann. Euer Lohn beträgt fünf Millionen Lire, zahlbar,sobald ihr mir eure Beute übergebt.«
Mosca drückte Prospers Arm so fest, dass es schmerzte.Scipio sagte eine Weile gar nichts, und als er wieder sprach, klang seineStimme belegt. »Fünf Millionen«, wiederholte er langsam. »Das ... klingt nacheinem fairen Preis.«
»Mehr könnte ich dir nicht zahlen, selbst wenn ich wollte«,antwortete der Conte. »Und du wirst sehen, dass das, was du mir stehlen sollst,nur für mich von Wert ist, da es weder aus Gold noch aus Silber ist, sondernnur aus Holz. Also, sind wir uns einig?«
Scipio holte scharf Luft. »Ja«, sagte er. »Wir sind unseinig. Wann sollen wir Ihnen die Beute übergeben?«
(...)
© Dressler Verlag
- Autor: Cornelia Funke
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2000, 38. Aufl., 400 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 16,3 x 21,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Dressler Verlag GmbH
- ISBN-10: 3791504576
- ISBN-13: 9783791504575
- Erscheinungsdatum: 24.04.2001
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